Freitag, Januar 1

In der Sonne sahen wir beinahe glücklich aus,

aber ich blutete den Tod aus Wunden, die selbst mir verborgen blieben. Und ich war nicht ganz richtig, das stimmt. Ich hatte hauchdünne Fäden, die mich am Leben hielten; große Augen, die, wenn ich weinte, dich in einem haselnussfarbenen Meer ertranken. Ich weiß, ich war die Kindheit selbst, die immer überflüssig blieb, aber ich hätte selbst in den schlimmsten Tagen versucht und all deine Wunden mit meinem Atem gestillt. Aber ich hatte wohl die kältesten Hände wie Schnee, die zwischen deinen Fäusten zerschmolzen und stechende Dornen, sobald ich mal schrie. Ich war jemand, der weh tat, sobald sie jemanden liebt. Aber ich liebte dich mehr, mehr als du dich selbst. Ich hätte dich geküsst, wie sonst jemand nie. Für dich habe ich gelernt mich zu biegen und zu formen. Hab mich in ein Kokon aus Unzufriedenheit gesteckt, um nach Transformation zu suchen. Ich versuchte im Spiegel unter Tränen um meine Taille zu greifen und meine Rippen zu zählen, trainierte mir an auch unbewusst sofort den Bauch einzuziehen. Schritt für Schritt, Tag für Tag, habe ich mich mehr für dich gebrochen, für dich habe ich gelernt mich zu biegen und zu formen. Ich lernte riesige Klumpen voller Sätze schmerzhaft meinen Hals runterzuschlucken und natürlich - natürlich, ich dummes Mädchen, lernte ich für dich auch wegzuschauen. Selbst jetzt bin ich enttäuschter über mich selbst als dich abgrundtief zu hassen. Es war meine Schuld dich mehr alles andere an mir selbst zu lieben. Meine Schuld, dir, trotz deiner Lügen, mein Herz immer wieder in die Hände zu legen.

Für dich habe ich Nächte zu Ende geweint. Ich war zu dick, zu fett, zu klein. Zu große Brüste, zu kleiner Arsch. Zu viele Emotionen, zu wenig Stabilität. Blas mir einen, aber ficken will ich dich nicht. Lieber mit einer Blondine geflirtet als deine eigene Freundin nackt zu sehen. Ich habe für dich geschwiegen, gelächelt, meine Prioritäten nach deinen Angelegenheiten ausgerichtet. Hab Wut und Liebe aus einem Glas getrunken und trotzdem dir in all meinen Träumen die Hauptrolle zugesprochen.

Als war es nicht klar. Alles war durchsichtig, mitten in meinem Gesicht. Du hattest nicht einmal eine Antwort auf die Frage, warum du mich denn liebst. In eineinhalb Jahren hast du mich nur ein einziges Mal leidenschaftlich in dein Bett gelegt. Während ich in dir den Himmel sah, habe ich wohl absichtlich verpasst, wie du natürlich mich nicht wolltest, weil du anderen Frauen nachgeeifert hast. 

Jetzt brechen Wellen aus Trauer in mein winziges Haus ein, ich versuche sie mit einem Schwamm einzudämmen. Bin genauso lächerlich wie mit dir. Selbst in meinen schönsten Träumen greifen deine Hände nicht mehr nach meiner, sondern fremden Schläfen. Ich weiß nicht, ob ich lieber deine Hände brechen sehen möchte oder doch viel mehr meine eigene. Schließlich sind es die, die deinen Verrat dicht an meinem Körper tragen, mich in der Nacht immer noch mit der Schwere deiner Lügen festhalten und mir deine Taten nachhallen. Ich möchte zerspringen. Mir sinkt das Herz in den Magen. Meine Hände wissen nicht mehr, ob sie überhaupt noch existieren sollten. Wie konntest du mir mit diesen Lippen, die Lügen hoch und heilig schworen, noch die Liebe versprechen? Wie gut, dass ein neues Jahr anbricht, das keine Zeichen mehr von deinem Verrat tragen will.


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