Samstag, November 3

Ich werde nie die Person sein, die den Mut besaß, ihre Krankheit zu besiegen. Wahrscheinlich nicht aufgrund der Feigheit, viel mehr liegt es an meiner Gleichgültigkeit. Meine Erinnerungen behüten wenig, wenig außer dem, was die Depression und die Persönlichkeitsstörung hergaben. Also stehe ich immer wieder verwickelt in ein Disput ohne Auswege, der glühende Versuch zu argumentieren, dass ich mehr bin als eine Krankheit. Immer wieder die selbe Sache, ich sehe wie sie stets scheitert. Wie ich mitten in meinem eigenen Chaos, wie ich mich selbst verleugne, wie ich mich selbst verrate, scheitere. Meine Stimme erhebt sich ganz allein gegen mich, obwohl ich mich gegen einen anderen aufzulehnen versuche. Am meisten versuche ich in allen Streitereien mich zu überzeugen, dass ich mehr sein kann als ein Wutbündel. Ich wünschte ich könnte mehr sein als die Wut, die meine Adern platzen lässt, ich selbst wie eine Ritterin der dunklen Macht. Meine Gedanken beherbergen die Hymnen der gescheiterten Gestalt. Ich selbst und keiner sonst, beschwöre die Dämonen herauf. Sie tanzen, knistern auf meiner Haut, ich sehe schon wieder wie das Rot meine Handgelenke herunter tropft. Wie kann ich mich von mir selbst befreien, wenn ich nichts mehr bin. Kein Stück blieb mehr übrig über die Jahre, immer wieder gegen mich selbst gerannt als ich zu fliehen versuchte. Vielleicht will ich an ihr halten, glauben sie könnte auch schön und gütig sein, denn sie ist meine einzige Persönlichkeit. Nur sie hält mich in meiner eiskalten Haut warm.
Verzeih mir, Mutter. Schlussendlich weiß ich nicht mehr, woher sie kam. Ich kenne für sie kein Eckdatum, keine Zeit. Die Schuld, die ich immer auf dich oder meinen Vater schob, ich weiß, sie liegt ganz in meinen Händen allein. Verzeih mir, Mutter. Ich konnte nicht deine gewünschte liebenswerte Tochter sein. Mein sturer Kopf, meine prekären Antworten, mein Hass ganz insgeheim, sie trugen mich in den Abgrund ohne dass je ein anderer zuvor das Spiel mit dem Feuer begonnen hat. Ich denke einfach, manche Menschen sind geboren, um am Ende einfach nur gescheitert zu sein. Es tut mir leid. Seni seviyorum, Anne.

3 Kommentare:

  1. Mein scheiterndes Ich,
    verloren in den tiefen Abgründe meiner Gedanken und Erinnerungen.

    Ich kenne dich, du steuerst mich und verleihst mir die Kraft meine Seele zu dispergieren.
    Doch hin und wieder kommt sie zurück, erschlagen und mit blutenden Händen, aber du bist wieder hier, atmest tief und hast eine feuchte Stimme.

    „Hier bin ich wieder, mach was du willst mit mir, aber du sollst wissen: Ich werde es wieder tun.“

    Betrübt dieser Worte öffnest du deine Arme, atmest tief ein und fühlst wie dein Herz versucht die verlorene Seele zu ergreifen.

    Innere Ruhe für einen Augenblick.

    Augenblicke, dafür lebt man, sie lassen dich träumen, verreisen und verwüsten.

    Doch dein Herz schlägt wieder, ein leises Trommeln ertönt in deinem Bauch, in deiner Lunge pfeift die kleine und harmlosen Orgel wieder.

    Die allersüßeste Harmonie schwebt durch deinen Körper und erzeugt weite Wellen.

    Bitte.
    Bitte verlass mich nicht.


    A.F.

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  2. Nein, wir kennen uns nicht. Ich bin eine wandernde Seele, die versucht Menschen zu verstehen. Ich finde deine Texte/Bilder sehr stark und gefühlsmäßig intim.


    A.F.

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