Freitag, September 15

Matthias, ich fange diesen Text mit deinem Namen an, weil er heute wirklich an dich ist, und zwar nur an dich. Ich weiß, du wirst ihn lesen, vielleicht nicht heute oder morgen, aber ich weiß, du wirst nach mir nachsehen. Vielen Dank deswegen.

Deine Kleine ist große Zwanzig geworden. Du warst dieses Mal nicht dabei, als ich Tequilas leerte und auf der Tanzfläche schwitze. Du warst nicht nur nicht dabei, du warst auch nicht mehr in meinem Leben. Stattdessen warst du in ihrem. Und dieser Text geht auf das erste Mal, als wir uns kennen lernten und auf das letzte Mal, als wir Abschied nahmen. Er geht auf all die Male dazwischen und all die Male, die wir nicht haben konnten. Mit jedem meiner Geschichten habe ich losgelassen. Manchmal den bitteren Schmerz, ein paar Tränen und den Kummer. Ein anderes Mal Teile von mir, zu geheime Wahrheiten, die Last, die nicht mehr zu tragen war. Aber mit diesem hier lasse ich den besten Teil meines Lebens los, dich. Und das ist auch gut so.

Und wenn ich sage, ich lasse los, dann meine ich es dieses Mal ernst. Also zerbrich dir den Kopf nicht mehr über mich. Lehn ihn an die fremde Schulter, die du jetzt so sehr genießt und denke nicht mehr an mich. Seit du bei ihr bist, mit ihr, in ihren Händen, auf ihrer Zunge, neben ihrer Liebe, seitdem weiß ich, es gab nie einen Weg, es gab nie einen für uns beide, um ihn zusammen zu gehen. Ich war verliebt in diesen Jungen in der Lederjacke, der am Westbahnhof stand und seine Hände zu jedem Satz bewegte, als könnte ich seine Sprache nicht sprechen, als müsste er es mir erklären. Das war vor vier Jahren und die letzten zwei habe ich damit verbracht zu versuchen deine Meinung zu ändern. Ich glaubte an die Worte, dass wir, egal wohin wir gehen, dass du Ebbe bist und ich der Flut, auch wenn wir uns nie sehen, dass wir vereint werden durch das große, wilde Meer. Aber wie könnten wir denn vereint sein, wir zwei Fremde nach vier Jahren. Wir waren nicht mehr die Menschen, die wir mal liebten. Wir trugen sie nicht mehr in unseren Köpfen, nicht mehr in unseren Blicken, in den Seelen nicht.

Verstehe mich nicht falsch, ich frage mich oft genug, wie sie aussieht. Wie liegt sie auf deiner Haut, genießt du ihren nackten Rücken und die Lippen, die deinen Namen lieben? Ich frage mich, wie oft du dich nach ihr drehst, wenn sie hinter dir steht und wie oft du dir denkst, dass sie wunderschön ist. Und am ersten Tag blutete ich aus den Augen, aus dem Rachen, ich brach Teile von mir ab, von denen ich nicht mal wusste, dass sie da waren. Ich brach dich ab. Ich kratze dich mit den Nägeln von jeder einzelnen Wand runter, bis du nicht mehr da warst. Ich schnitt all die Teile meiner Seele ab, die du vergrößert und verschönert hast, ich gab sie weg in die Unendlichkeit, die du jetzt mit ihr hast. Ich zerbrach in den Händen meiner Mom und ich schwöre dir, sie wusste nicht mehr was halten, weil nichts mehr zum Halten da war. "Wer heiratet schon seine erste Liebe?" Ich weiß nicht, Mom, ich weiß es nicht, aber ich wollte es so sehr, dass er bleibt und jetzt, da er weg ist, weiß ich gar nichts.

Ab und zu weine ich wieder oder starre fassungslos an die blanke Wand. Ich habe sogar ein Get-Over-Him-Song von Kelly Clarkson, Since You Been Gone. Ich versuche Thrice so schnell wie möglich um zu schalten und Caspers 20qm nicht mehr zu hören. Jeden Tag verliere ich ein bisschen mehr von meinem Herzen. Sie wird dich nicht verstehen. Nicht wie ich. Aber ich denke, dass ist genau das, was du willst. Und es ist okay.

Kannst du es glauben? Ich lasse dich los. Ich wusste, als du sie gehalten hast, dass für mich es keinen Platz mehr gab. Ich würde nie einer anderen die Liebe wegnehmen oder dir das Glück, das du endlich wieder hast. Danke, für alles, was du warst und getan hast. Ich verspreche, es tut weh, aber nicht mehr so sehr.

Ich hoffe irgendwann rennen wir uns wieder mal über den Weg.

Bis dann.

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