Donnerstag, Juli 20

Meine Depression raucht.

Du bist wieder da. Du sitzt an meiner Hintertür und klopfst an, gerade dann wie es dir passt. "Bitte bleib' heute draußen.", sage ich, "Ich habe wirklich keine Kraft mehr für dich." Außerdem war heute ein schöner Tag, er vermischte sich manchmal mit deinem kratzigen Atem und dem Rauch der Zigaretten, die nicht ich, aber du geraucht hast. Trotzdem war er ganz okay. Ich meine schön. Oder doch nicht? Ach, pfusch mir nicht mit deinem Zigarettenrauch immer so blöd dazwischen, zwischen meine Erinnerungen und den Gefühlen und mir. "Hallo", antwortest du mir, "Ist da noch Platz für einen alten Kollegen?" Du hast diesen Grinsen im Gesicht, ich kenne ihn von den verlorenen Kämpfen, das ist das Lächeln deines Sieges, wenn du über deine Leichen triumphierst. Die Zigarette hängst du an den Aschenbecher, gerade so, dass er noch hängt mit der Angst vor zu rutschen und sich selbst auszulöschen. Deine kleinen Spielchen, nur dass du am Ende sagen kannst 'Oh nein, ich war das nicht. Du warst das ganz allein.' Hey, zukünftiger bedeutungsloser Zigarettenstummel, so geht es mir auch. Die Stille surrt mit ihrer Stimme in meinem Kopf, ein ganz lauter, klirrender Ton, wie dieser in meiner Brust, wie der bevorstehende Tod. "Da ist kein Platz für dich, such dir ein neues Zuhause." Ach, altes Bekanntes. Dein Nest ist hier nicht mehr willkommen. Ich habe über deine Kratzer an den Wänden neu gestrichen und das Dach reparieren lassen, das du bei jedem winzigsten Sturm zerbrachen ließt. Und ich habe eine neue Lampe. Erinnerst dich noch, du hast meine aus dem Fenster rausgeworfen mit der dummen Erklärung, das Licht würde meine Energie wegbrennen, obwohl deine geschenkte Dunkelheit das eigentliche Schmerzensloch war. Aber das wusstest du bereits. Und du hast mich trotzdem angelogen. Du nimmst die Zigarette wieder in die Hand, aschst mir auf den Boden, Löcher in dem neuen orientalischen Teppich, genau in der Mitte des sich wiederholenden Motivs. Als wär da kein Aschenbecher, du Bitch. "Ist doch kein Problem, Schätzchen, ich räume mir den Platz einfach frei." Mein Körper verschluckt meinen Atem. Wenn ich wüsste, wie kämpfen und nicht verlieren, würde ich nach deinen Händen greifen. Ich würde nach deinen Beinen langen und nach deinem Atem. Ich würde dich umwerfen, stoppen, besiegen. Aber da waren nur wir zwei. Ich, mit meiner kleinen Hoffnung in dem linken Hosentäschchen, gegen dich, mit deinem großen, schwarzen Humor. Du lässt die Zigarette fallen. Mein Boden brennt, er brennt mir unter meinen Füßen weg. Die Fenster zersplittern, das Dach stürzt ein. Du gehst durch den gerade noch sich haltenden Türrahmen hinaus, zündest dir eine neue Zigarette an. "Da, jetzt habe ich einen Platz frei."


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