Dienstag, Februar 2

Wann genau haben wir uns vertraut und wo genau verloren?

Ich könnte wegen dir weinen, ich könnte so viel weinen, bis ich keine Luft bekomme oder sie selbst anhalte, um nicht ganz unterzugehen in der Leere. Ich könnte schreien, Matthias, Gott jetzt war da ein Stich in der Brust, 48 Stunden und ich spreche deinen Namen erst jetzt wieder aus. Ich schweife ab. Wie gesagt, ich könnte schreien, alle Schmetterlinge, die längst tot sind, rausspucken, nun ja, eigentlich fast schon rauskotzen. Ich könnte meine Gelenke aufschneiden, so wie früher immer, als du zu viel wurdest oder nicht genug warst. Ich könnte mich wieder bluten sehen, wie ich der Dusche stehe und gegen meinen Kopf schlage, mit der Frage: Wo genau haben wir uns verloren? Kannst du die Frage mir beantworten? Wo genau war das? War es als wir in Israel schon Abschied nahmen? Als ich mir bei der Sicherheitskontrolle dachte: Lass mich nicht gehen, ich kann doch einfach bei dir bleiben, halt mich auf, ich bitte dich, lass mich nicht gehen. Ich biss mir die Zähne zusammen, ich wollte stark sein vor dir, ich wollte nicht wie eine Heulsuse weinen, vor allem, weil du mir deine Brust nicht reichen konntest. Damals dachte ich mir, das tat dir weh, wenn du mir deine Brust nicht reichen konntest. Jetzt frage ich mich, wann genau ich dir schon so gut vertraut hab, dass ich weinen konnte mit dem Wissen, du bist da. Wann genau war das? Nachdem ich dir zum ersten Mal meinen Körper geopfert habe oder als wir zu Neujahr im Bett lagen und uns ein Kabarett ansahen? Wann genau haben wir uns vertraut und wo genau verloren? Sind wir uns erst richtig nahe gekommen, als wir uns im Zug Godspeed You! Black Emperor angehört haben. Ich weiß nicht mehr welches Lied, aber es gab uns einen Anfang vor und dein Herz wurde zertrümmert. Oh Gott, Matthias. Nie hat mir etwas mehr weh getan, als dich leiden zu sehen. Es tut mir leid. Ich hätte gar nicht mit dem Text anfangen sollen. Ich dachte, ich hätte keine Zeit über dich zu schreiben oder an dich überhaupt zu denken. Aber jetzt, jetzt gerade liegt alles in Scherben. Du fehlst mir.



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