Montag, September 28

Erinnerungen zerplatzen in meinen Ohren, aber ich kenne immer noch die Namen.

Sie fragen mich, warum ich denn nur so traurig bin. Um ehrlich zu sein, sage ich, ich habe keinen Grund. Denn auf die Frage "Ist denn was passiert?" habe ich keine Antwort aus der Gegenwart. Es ist die Vergangenheit, auf meinen Schultern ruhend. Manchmal kann ich Blumen riechen, die vor Jahren zwischen meinen Büchern zergingen. Meine erste Rose von einem Typen namens Selcuk, wie wir Hände hielten ohne zu wissen, was wir machten, was wir wollten, obwohl das einzige was wir sein konnten, Kinder waren. Und dann die Narben, die blauen Flecken über dem Fleisch, eingeritzt als ne traumatische Krankheit. Und die große Frage "Wie sehr kann ein Mensch sein eigenes Kind hassen, dass er ihm den Tod wünscht?" blieb hängen, selbst jetzt nach vier Jahren. Meine erste "große" Liebe; ein Türke mit blonden Haaren, das erste Mal nackt sein bei einem Fremden, das erste Mal küssen ohne zu zögern. Die Lieder, die wir lauthals bei meiner besten Freundin Nicole sangen, dazu tanzten und zum ersten Mal Alkohol tranken. Ich weiß noch das erste Mal Wahrheit oder Pflicht und die Übernachtung, als wir uns zum ersten Mal trauten das Wort "verknallt sein" laut zu sagen. Zum ersten Mal Auto fahren und der erste Fünfer bei einem Informatiktest, wie ich und Monika uns nahezu totlachten.
Nun, jz bin 18, oh ja, beinahe erwachsen. Ich bin verliebt. Der Mann, den ich liebe und begehre setzt mich höher als meine Sorgen und Probleme. Wir planen, wie wir zusammenziehen werden und wie in der Ecke der Wohnung ein Atelier meinen Namen tragen könnte. Und unser Studium neben unserem Job, vielleicht träumen wir für 20qm gerade noch richtig. Aber ist das neben der Traurigkeit, die nicht nur mich, sondern uns beide zerreißt überhaupt noch wichtig?


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen