Mittwoch, Mai 13

Das Alleinsein.

Ich habe angst, ich spüre eine raue Einsamkeit, die auch bleiben wird, wenn er weg ist. Ich mach mich klein, im Bett am Abend, wenn alle Lichter aus sind, bleib ich wach und mach mich klein. Ich rolle mich zusammen, wie ein kleines Kind, die Arme fest um die Unterschenkel gelegt und versuche so den Schmerz und Kummer in meiner Brust weg zu zerquetschen. Ich bin allein und wenn ich dieses Wort aussprechen möchte, verbrennt es nicht nur die Tiefen meiner Zunge, sondern es hallt gegen die Wände und stürzt zurück in mein Gesicht hinein. Ich habe es satt das ganze Blut auf meinen Händen trocknen zu sehen, ich wünschte es würde ewig fließen, bis ich ein leeres Gefäß bin mit schneeweißer Haut. Ich weiß nicht, wie es geht, dass ich die Luft anhalte, aber meine Nägel überall Fleisch wegzerren. Und dann kommt die schlagartige Stille, die erfüllt von quietschenden Fleischgeräuschen wird und ich zerre dann auf jeden Fall mehr. Weinen ist auch keine Lösung mehr, Tränen explodieren aus meinen Augen und schießen die Wangen entlang und dennoch bleibt die Spannung in den Adern. Ich kann fast schon hören, wie alle anderen im Haus lachen, wie sie in die Hände klatschen und über den Holzboden tanzen. Bei diesem Gedanke muss ich mich übergeben, ihr Glück ankotzen und alles nur hässlich hinterlassen; im Endeffekt ließen sie mich auch hässlich zurück. Ich kann nicht atmen und die Kontrolle über meine Finger habe ich schon längst verloren. Wünschte sie würden die gleiche Kontrolle auch jetzt verlieren und einfach schöne Sätze eintippen, ohne nachzudenken oder wenn ich zeichne, oh, wenn ich male, wünschte sie könnten etwas Schönes auf die Leinwand bringen, etwas Schönes, bei dem selbst ich denke, wie viel wert es eigentlich ist. Aber es passiert nicht, es passiert gar nichts. Meine Finger arbeiten nur selbstständig, wenn ich die Nerven verliere. Wer weiß, vielleicht ist es auch Kunst, was sie meiner Haut antun. Auf jeden Fall habe ich es hier satt und wenn er geht, dann weiß ich nicht, was machen, ich weiß nicht, was ich überhaupt noch schaffen kann.



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