Dienstag, März 24

Bin ich nackt, weil du mich liebst, oder liebst du mich, weil ich nackt bin?

Ich sehe dich immer weniger, mir bleibt die Luft aus, wenn ich daran denke, es könnte die Zeit kommen, in der du für immer verschwindest, dich auflöst, mit den Elementen der Zeit vermischst. Wenn ich daran denke, Liebe zu schenken, dann zittern meine Knie, Grautöne durchziehen meine Haut, Krämpfe im Bauch; ich denke, ich werd' nicht dafür gebraucht. Es gab Zeiten, winzige Tage im Kalender der unendlichen Jahren, - die dennoch Grenzen besaßen, weil Menschen dumm genug waren, um sich ihr zu unterwerfen - in denen ich atmete, ohne dass mir die Hände dabei kochten. Ich konnte über den warmen Boden mit den vernarbten, bloßen Füßen tanzen, mit der Frische in den Lungen. Jetzt bereitet jeder Atemzug der Frühlingsluft Schmerz. Sie erwarten von mir, Ziele zu setzen, wie normale, stinklangweilige Menschen mich den Regeln der Gesellschaft hinzugeben. Ich höre wie die Uhr tickt, wie die Zeit, die so brauchbar wäre, einmal durchzuatmen und sich niederzulassen, mir durch die Haare zerfliegt. Wolken verschieben sich, Menschen kommen von A nach B, doch ich bleib stehen. Ich bin nicht mehr in der Lage mitzugehen, mich überhaupt zu bewegen. Ich sehe dich immer weniger, und oh, mir bleibt die Luft aus, wenn ich daran denke, irgendwann könnte es dich nicht mehr geben, irgendwann wirst du nicht mehr existieren. Dann würden die ungesetzten, unvollkommenen, nicht zu Ende gedachten Sätze zu einem Nichts untergehen, Buchstaben sich auflösen, Texte die Bedeutung verlieren. Sogar jetzt finde ich keine Worte dir zu schenken, ich baue unsinnige Silben zu noch unsinnigeren Worten, die schlussendlich eine unsinnige Kritzelei darstellen, so wie die Kritzelei meiner Seele, meines Herzens. Ich stufe dich in Töne ab, in einer Palette verschiedener Farben, aber du kennst ja meine Schichten - kunterbunt, dunkelgrau. Heute stehen knochige Männer an Straßenenden und bieten mir Gras an, Vodkaflaschen im Kasten daheim, aber du weißt schon, ich schlafe besser, wenn ich trinke, wenn alles verschwimmt und die Sorgen verfliegen. Du merkst doch, der Text ist eine Abfolge meiner Gedanken, gereihte Sätze ohne jeglichen Zusammenhänge. Doch in meinem Kopf hat alles seinen Platz, sie schwirren, sie wirren, sie zittern und zischen, aber ich kann deinem Namen alles wieder zuordnen. Und am Ende bist du immer derselbe, immer der Wichtigste in meiner Geschichte.


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