Mittwoch, Januar 14

Notizfetzen 29/12/14 - 03/01/15

Dieser Text hier ist der traurigste, den ich je schreibe. Nicht für euch vielleicht, aber für mich auf jeden Fall. Und vielleicht mögen meine Worte nicht traurig klingen, sondern beruhigt und poetisch, aber diesen Text schreibe ich nach einem langen Tag, an dem ich am Ende immer wieder in Tränen ausgebrochen bin. Ich könnte diesen Text hier theoretisch gesehen auch so schmücken, dass er wirklich poetisch wirkt. Vielleicht fühlt er sich dann an wie ein Sarg und ich schmücke ihn mit Tulpen und Nelken, verschönere das Tote, versuche zu überdecken, was eigentlich gar nicht zu übersehen ist. Und zwischen all dieser Buntheit wird der Sarg lächeln, als würde ihm die Welt gehören und irgendwo wird trotzdem eine weiße Rose liegen, ein Abschied muss so oder so genommen werden.
Und ich weiß nicht, wie man so einen Text anfängt. Ich fühle mich, wie ein Neuling in der ersten Klasse Volksschule, von dem man erwartet etwas Kreatives zu erschaffen. Wenn ich könnte, würde ich nach links und nach rechts schauen, versuchen zu verstehen, was andere erschaffen möchten und wie sie damit anfangen. Aber ich sitze hier alleine und der Regen macht es mir ziemlich schwer diese Worte einzutippen und die Kälte der Jännernacht brennt unerträglich in der Nase. Taubheit verbreitet sich in meinen Fingern, aber dieser Text wird heute hier in der Dunkelheit mit den Kopfhörern in den Ohren fertig geschrieben.
Vielleicht sollte ich damit anfangen, dass ich noch Hoffnung habe, diesen Text heute, spätestens morgen, verwerfen zu können. Ich weiß, dass Hoffnungen einem am Ende gar nichts bringen, wenn Sachen zu 100% fix stehen, aber schaut mich an, ich bin trotzdem bereit den Schmerz der falschen Hoffnung als Last anzunehmen. Denn der Gedanke, dass das Ende doch nicht eintrifft, lässt alles wieder gut werden. Der Gedanke, dass etwas kommt, eine Nachricht, eine Bewegung, ein Lied oder ein Licht, egal was, dass etwas kommt und unsere Seelen rettet. Denn nie zuvor hatten wir es so nötig gerettet zu werden. Nie zuvor hatten wir es so dringend nötig, dass einer aufstand und uns anschrie: Ihr Idioten, ihr liebt euch. Nun ist aber das einzige, was schreit, meine innere Stimme. Ich weiß nicht, was mehr weh tut, verlassen zu werden oder diese Stimme.

Meine Angst, dich zu verpassen
Du liegst neben mir, ich höre dich atmen. Deine Arme sind nicht um meinen Körper geschlungen, ich frage mich warum. Ein ganzes Jahr ist um, wir hatten Pausen und Streite, dachten manchmal, unsere Beziehung wird es nicht schaffen. Aber Gott, jetzt liegst du neben mir und deine Brust hebt und senkt sich so friedlich, dass ich weinen könnte. Du bist so schön und ich fühl mich so schön bei dir. Und wenn ich deine Haut berühre, dann fühlt sich's an, als würde die Welt aufhören sich zu drehen, als würde es nur uns geben. Wie du mich ansiehst, raubt mir den Atem und wie du mich haltest, löst Explosionen in meinen Adern aus. Mit dem größten Abstand ist eine Liebeserklärung aus deinem Mund das schönste, was man mir je sagte. Und wenn es dazu kommt, dass deine Lippen meinen Namen murmeln und ich liebe dich sagen, dann bleibt mein Atem für einige Sekunden aus. Ich bekomme Angst deine Worte zu verpassen oder deinen warmen Atem. Irgendein Lachen oder Flüstern. Ich habe Angst, Zeit mit dir zu verpassen. Sogar jetzt, wenn wir Haut an Haut sind und keinen cm mehr voneinander deckbar ist, habe ich höllische Angst zu verpassen, wie das Blut in deinen Adern fließt.

Pizzakartons

Es fühlt sich gut an, hier zu sein, unter deinem Atem und großen Händen. Wenn man mich nach mein Zuhause fragen würde, würde ich definitiv das hier angeben; an deiner Brust, unter deinem Atem. Und wenn ich durch den Raum blicke, bleiben meine Augen am längsten an den Pizzakartons hängen. Mir fällt ein, wie du unser kleines Haus beschrieben hast, mit Pizzakartons auf dem Boden, weil wir beide zu faul sind und zu beschäftigt damit, den anderen zu lieben. Und ich konzentrier mich oft drauf, wie deine Haut sich zurückzieht, wenn du ausatmest und deine Haut an meiner klebt, als wäre sie meine, wenn du Luft holst. Deine Haut ist wundervoll. Butterweich und fühlt sich am Besten an. Es ist gut so, wie es in diesem Moment ist. Es ist mehr als nur gut, dass es gerade dieser Moment ist. Ich fühl mich sicher, hörst du mein Babyboy, ich fühl mich sicher und unendlich geliebt.

Alexa und Louis
Ich könnte ewig hinauf in deine Augen blicken, mich auf die Fingerspitzen stellen und dein leichtes Lächeln an deinen Lippen spüren. Ich könnte mich ewig daran gewöhnen hier zu sein vor deinen Gliedern. Und du ziehst meine Kapuze über meinen Kopf, sorgst dich um mich und lässt mich meine Hände in deine Jackentaschen oder unter deine Jacke schieben. Wenn meine Nase zu kalt ist, küsst du sie. Wenn meine Augen den Tränen nahe sind, haltest du mich. Ich weiß nicht, ich könnte nicht ohne dich. Weil, wenn wir im Bett liegen und du auf meiner Brust ruhst, dann fühlt sich alles so richtig an. Wenn deine Hände meinen nackten Rücken auf- und abstreicheln, dann fühlt sich alles so wohl an. Ich fühl mich angekommen, meine Ziele erreicht und schön. Unter deiner Schönheit verschwindet sogar meine Hässlichkeit. Du bist meine Zukunft, alles, was ich aufbauen und machen will, will ich mit dir machen. Will mit dir das Meer anschauen und durch Strände barfuß laufen, an Canyons unsere Namen schreien und zuhören, wie sie zurückhallen. Ich will dich heiraten, unsere 20qm gestalten und die Wände anmalen. Will, dass du meine Hand haltest, wenn ich mein erstes Tattoo kriege. Ich werd deine Hand zerquetschen und wahrscheinlich auch schreien, es tut mir leid, aber du musst das halt aushalten. Denn ich will nur deine Hand halten und deine Haut streicheln, wenn du eines bekommst. Ich am rechten, du am linken Handgelenk, Tetristeile, die für immer zusammengehören, so wie wir für immer zusammengehören. Und unser erstes Kind mit braunen Locken und riesigen Augen, wie du ihm alles verzeihst, weil es dich an mich erinnert. Und es fragt dich, ob du mich oder ihn mehr liebst und du ihm antwortest: Ich liebe deine Mama mehr, weil sie mir sowas Schönes wie dich gegeben hat. Und ich werde in der Küche stehen und euch zusehen, wie du Alexa die Locken aus dem Gesicht streichelst, wenn sie auf dem Teppich sitzt und auf dem niedrigen Tisch für dich etwas malt. Ich werde mich verlieben, wie du dich darin verliebst, sie anzusehen. Und vielleicht bekommen wir einen dunkelblonden Jungen mit bläulichen Augen und nennen ihn Louis, ich weiß nicht, der Name würde mir gefallen. Wach auf, das müssen wir jetzt bereden.

Ich weiß nicht, wie ich die Trauer, die ich spüre in diesen Text reinbringe. Mir fehlen diese Gold verpackte Wörter, die alles poetisch wirken lassen. Aber Gott, ich will nicht irgendetwas poetisch wirken lassen, ich will, dass alles traurig und grau bleibt. Dass alles untergeht und unter meinem Atem schreit. Ich will kein Glück ohne dich, ich will keine Liebe, kein Leben ohne dich. Ich will das hier nicht und jenes nicht, nicht mal mehr schreiben will ich. Keine Poesie, wenn sie nicht deinen Atem beschreibt, keine Liebe, wenn sie nicht aus deinem Herzen stammt, kein Leben, indem du nicht vorhanden bist, keine Kinder, die nicht deinen Nachnamen tragen. Ich will keine Bücher schreiben ohne dich. Oder Meere erforschen. Will nicht nach Norwegen Polarsterne beobachten. Will nicht spüren, dass irgendetwas mir den Atem raubt, wenn du es nicht tun kannst. Gott, verdammt, ohne dich will ich nicht mal mehr ein Tattoo.

Ich will nicht, dass du gehst. Ich will nicht, dass ich gehe.

Aber wir sind irgendwelche Sturköpfe. Und du setzt deine Sturheit höher als deine Liebe. Tut mir leid, dass ich's schon wieder nicht wert war.

Leb wohl.


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