Donnerstag, August 21

Wir küssten uns, mit dem Versprechen für immer zu sein.

Und ich verliere die Tage, sie verfliegen wie Sand zwischen meinen Fingern. Ich zähle Minuten, lass den Zeiger der Uhr über die Zahlen kreisen. Und jedes Tick macht in mir ein Klick, jedes Tack bedeutet, dass mein Herz erneut bricht. Ich vermisse dich. Und ich laufe die Straßen entlang, sie verschwimmen unter meinen Füßen. Ich zähle meine Schritte und frage mich, wie viel ich davon bräuchte, um bei dir zu sein. Und keine Bewegung fühlt sich so gut an, wie wenn du dich mitbewegen würdest. Ich vermisse dich. Und ich schnappe nach Atem, wenn meine Rippen auf den Lungen kleben. Doch kein Hauch des Windes trägt den Geruch deiner Haare, nichts riecht nach deinem Hals, nichts riecht wie deine nackte Haut. Ich zähle meine Atmung und frage mich, wie viele Luftzüge du entfernt von mir bist. Und die Haare verfliegen im Wind, der mir sie ins Gesicht schlägt. Ich frage ihn, warum er mir nicht dein Parfum ins Gesicht schlägt. Er antwortet, du bist zu weit weg. Sie fragen mich, was du anders gemacht hast. Ich erzähle ihnen, was du für mich warst.
Es tat mir weh, neben dir zu atmen, weil ich wusste, dass mit jedem meiner Atemzüge mehr Zeit verstrich, die ich eigentlich damit verbringen könnte, dich zu berühren. Ich hatte unglaubliche Angst, unglaubliche Schmerzen dabei, dir beim Atmen zuzusehen, wie sich dein Brustkorb hob und sank, als könnte es dir weh tun, die winzige Bewegung. Und wenn ich auf deiner Brust lag , dann war alles okay. Zwischen allen anderen Erinnerungen, anstatt bei anderen Personen, an anderen Orten, hab ich mich an deiner Brust okay gefühlt, hab mich nur dort okay gefühlt. Nun fragen sie mich, warum wir nicht mehr zusammen sind und ich versuche ihnen etwas klar zu machen, was ich selbst nicht weiß. Ich versuche ihnen eine Antwort zu geben, sage "Vielleicht weil es mir in der Brust so weh tat bei ihm." ohne zu erwähnen, wie viel mehr sie jetzt schmerzt. Sogar diese Streite mit dir machten einen Sinn, wenn wir danach ins Bett fielen und ich mich auf deine Brust schmiegen konnte. Ich weiß nicht, wie ich jemandem erklären kann, warum ich ein Stechen im Herzen spüre, wenn ich Rolltreppen fahre. Wie könnte ich auch? Wie könnte ich diese winzigen Momente erklären, in denen wir Küsse, Lächeln, Gespräche und sogar Musik austauschten? Wie könnte ich meine erste große Liebe erklären?

Neues Kapitel: Das Leben mit dir

Unser 20qm mit der süßen Küche und dem Bett, so groß, das das ganze Zimmer einnimmt. Der Kleiderschrank voll mit meinen Shirts und deinen, die wiederum ich trage. Die Schuhe ganz unten, geordnet nach der Farben, aber du kennst ja meine Farben - kuntergrau dunkelbunt. Das Regal, das wir danach eingequetscht haben, mit den verschiedensten Büchern - Dichter, die unabhängig von uns über unsere Liebe schrieben; Romane, die das Geheimnis unserer Blicke verschwiegen - und CD's, in denen jedes Lied die Erinnerung unserer aufeinander klebenden Lippen mitsangen. Das Bad, die Badewanne in der Ecke, immer geschmückt mit Duftkerzen, bereit im flackernden Licht unsere Nacktheit zu begleiten. Die rosa Zahnbürste neben der blauen, wie wir uns im Morgengrauen im Spiegel angrinsen, während wir uns die Zähne putzen. Das kleine Fenster neben dem Waschbecken, die winzigen Tropfenflecken auf der Scheibe, Unterschriften des Kindseins in der Früh, wie du mir Wasser ins Gesicht spritzt. Die winzige Küche mit den wenigen Tellern, die wir zusammen aussuchten, als wir dieses Minihaus wählten - die Gläser dazu und das Besteck, das wir von deiner Familie klauten. Das riesige Fenster mit dem Ausblick auf süße bunte Häuser, die zusammen pickten, als würden sie ohne dem anderen auseinander fallen. Das Licht, das unser Zimmer erhellt, gelblich, schwach und genauso wieder weiß und stark. Die Berührungen, die ausgetauscht; die Sätze, die lautlos gesagt und geflüstert werden; Blicke, die auf einem fremden Körper ruhen; Lächeln, die unter einem anderen Mund verschwinden; nackte Hände, die andere Haut abtasten; Ich liebe Dich.'s, die an den Wänden kleben und nicht zum Rauskratzen sind - das sind Sachen, die mich deins machen. Und die Musik dringt in die späte Nacht, die unser Stöhnen und Schreien unterdrückt. Wir küssen das Wodka von unseren Lippen, Bisse, die Blut hinterlassen. Wie du mir mit deinem Mund Löcher in die Haut gräbst und ich dich drück dich an mich, als wäre es morgen vorbei. Die Tränen, die ihren Weg auf deiner Brust finden - wie du mich an dich presst, wie du meine Teile zusammenhältst, die ohne dich zerfallen würden. Und ich werde dich beobachten, wie du in deinem schwarzen Shirt schläfst, ab und zu Mal zuckst, wie deine Haut in der Früh immer an meiner klebt und dein Geruch sich mit meinem vermischt. Mit dir werde ich anders riechen, besser, schöner, perfekter. Und dein Gesicht im allerersten Blickwinkel des Tages; das erste Gefühl, das an deiner Haut zu kleben; die allerersten Küsse am Sonnenaufgang, mit denen wir uns schwören, für immer zu sein. Wir werden doch für immer sein. Und das Licht, das perlenförmig durch die Jalousie auf unsere nackte Haut fällt, wenn du hinter mir stehst und die Arme um meine Brust verschränkst, während ich nachdenke, was ich anziehen soll. Und du gibst mir Küsse auf die Wangen, Küsse auf den Kopf, Küsse auf die Schulter und ich verliebe mich in dich erneut.
Es wird die Zeit kommen, wenn wir Hand in Hand über den nassen Sand laufen, wie die Wellen versuchen sich an unseren Füßen festzuhalten und dennoch mit voller Kraft zurückgezogen werden, um sich wieder und wieder zu lösen und uns zu erreichen. Wir werden uns im Schnee küssen, wenn Flocken auf unseren Wimpern zerschmelzen und der Pelz meiner Kapuze dein Gesicht kitzelt. Es wird immer ein Schneemann vor der Tür unserer 20qm stehen, den wir zusammen gebaut mit den Handschuhen, die wir uns gegenseitig geschenkt haben werden. Tage, an denen wir das Auto zu Hause lassen, zu Fuß zur U-Bahn-Station gehen, weil wir Rolltreppenfahren vermisst haben werden, um von dort in die Arbeit zu fahren. Wir werden zusammen den Sonnenuntergang in Kalifornien beobachten, er wird mir den Atem rauben und ich weiß, du wirst mich anlächeln, indem Moment, als ich nichts anderes wahrnehme, als diese Orgie der Farben am Horizont. Wie gelb in orange, wie orange in rosa, wie rosa in violett, wie violett in blau und blau in schwarz vergeht. Wie die Sterne aus der Dunkelheit, für die der Sonne stirbt, heraustreten und der Mond in unsere Gesichter scheint, wie deutlich die Wölbungen deren Oberfläche ist. Und mein Herz wird in die Tiefe meiner Brust sinken, du wirst erkennen, wie mir mein Atem darin verschlägt und ich vergesse, wie man denkt. Und dann, dann werde ich in dein Gesicht blicken, während ich wieder versuche normal zu atmen, während ich versuche, mich zu erinnern, wie man normal atmet. Ich werde wieder spüren, dass meine Hand die ganze Zeit hinweg in deiner Hand gelegen ist und wie ich diesen Moment nur mit dir geteilt hatte. Wie sich in unseren Augen der gleiche Augenblick gespiegelt hat. Und ich werde dich nochmal lieben. Wir haben uns doch versprochen, uns für immer zu lieben.


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