Samstag, Juli 19

Kindheit.

Früher rannten wir diesen Weg runter. Streckten die Arme auf den beiden Seiten aus. Waren Flugzeuge auf dem festen Boden. Und am Ende flogen wir immer, weil wir zu schnell waren, um stehen bleiben zu können. Aber standen wieder von selbst auf, ohne zu weinen. Das Blut an den Knien zeigte die Freiheit. Wir waren Kinder und waren frei ohne zu wissen, dass wir es waren. Selbst nach Jahren erinnern mich da und dort mal Narben an das kleine Mädchen, das barfuß die Dorfrunde machte, ohne daran zu denken, sich an Scherben schneiden zu können. Wenn ich diesen steilen Weg wieder mal runtergehe, spüre ich wie meine Füße laufen wollen, die Freiheit in den Haaren spüren mit dem Wind und doch bin ich zu alt und habe Angst, meine Knie aufzuschlürfen. Als ich klein war hatte ich wenig Angst, selbst, als man mir sagte, dass Narben an den Knien bleiben würden und dass hübsche Mädchen keine Narben trugen, verstand ich nicht den Sinn. Ich wollte Narben tragen, denn es war es wert diesen Weg runterzurennen, als würde mein Herz sonst reinstürzen. Die Narben waren es mir wert, mit dem Fahrrad zu fliegen, nicht nur Knie, auch Ellenbogen und Hände bluten zu sehen. Selbst als man mir sagte, ich sollte wie andere Mädchen mit Barbies spielen, ging ich raus und holte mir jeden Tag andere Blutergüsse. Selbst als ich flog, selbst wenn ich blutete und Kieselsteine aus meinen Verletzungen rauswischen musste, ich lief diesen Weg trotzdem runter, als hätte ich gewusst, dass ich diese Freiheit nie wieder bekommen würde.


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