Sonntag, Juli 6

Ich wollte aufhören, aufhören zu atmen.

Mir blieb etwas im Hals stecken, je mehr ich dich berührte, desto mehr kam etwas in mir rauf, würgte mich. Und ich weinte, hörte auf, um vielleicht winzige Worte aus meinem Mund raus zu quälen und dann fing ich wieder an. Diese Fremdheit auf deiner Haut, sie zog sich wie ein seidenes Tuch über deinen Körper, trennte mich ab, ab in eine andere Ewigkeit. Sie ließ mich nicht voran zu dir und meine Augen füllten sich, leerten die Trauer über die Wangen, du hast sie abgewischt. Deine Finger tauchten in meine Trauer ein, zogen sie über die Wangen, nichts hätt ich mir mehr wünschen können, nichts mehr, als deine Haut. Und dann lag ich da, auf deiner Brust, hörte den Schlag deines Herzens klopfen. Einmal. Zweimal. Dreimal. Wie oft schlagt das Herz in einer Sekunde, zweimal? Dein Herz schlug einmal in einer Stunde, so kam es mir vor. Die Zeit hielt an, als ich es hörte. Wie ein kleines Kind, das das wichtigste in seinem Leben verloren hatte und jetzt wiederfand. So war ich, dein kleines Kind. Und noch nie stach mir etwas so fest in die Brust, noch nie tat etwas so weh. Kein Schmerz auf der Welt konnte mich so schnell zu dem Wunsch bringen, aufhören zu können zu atmen. Meine Brust fiel in sich hinein, ich hatte bezweifelt, dass mein Herz irgendwo da noch einen Platz hatte zwischen den Knochen, die sich immer mehr aufeinanderpressten. Und ich hörte nicht auf zu weinen, ich hörte nicht auf dein Geischt zu berühren. Zwischen deinen Lippen und deinem Kinn, da schrieb ich immer meinen Namen hinein, nun saß er einfach nicht mehr da. Verschwommen, eingedeckt mit Staub, veraltet, verrottet, klein, winzig, als Nichts war er nur mehr da. Und ich streichelte darüber, um den ganzen Staub wegzuwischen, damit mein Name wieder glänzen konnte. Doch er hatte die Bedeutung verloren. Ich war für dich keine Fremde. Doch du warst mir fremd. Und ich sah dein Gesicht nur mehr verschwommen, die Tränen liefen ununterbrechbar und alles, was ich versuchte, war, dein Gesicht mehr zu berühren. Deine Wangenknochen, ich streichelte sie, deine Nase fuhr ich entlang, deine Augenbrauen zeichnete ich nach, deine Lippen küsste ich mit den Fingern, und diesen Platz, diesen verdammten Platz, der nur mir gehörte und der nie einer anderen gehören würde, genau diesen Abstand zwischen deinen Lippen und deinem Kinn, genau da, brach mein Herz. Keinem strich ich je über diesen Platz. Der Platz war meiner, nur meiner, wenn er auf deiner Haut lag.


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