Samstag, Juni 21

Ein Junitag, der 21.

Es ist Sommer, schon wieder. Die Hitze saugt Wasser aus meinem Körper und die schwarzen Klamotten machen es mir nicht gerade leicht. Narben. Ich sehe Menschen vorbeigehen, Mädchen, die ihre Haare über den Rücken gleiten lassen. Ich sehe Sonnencreme auf ihren perfekten dünnen Beinen glänzen und das Lächeln auf ihren Lippen zeigen mir Glück. Narben.
Ich weiß nicht, ob ihr euch an den Text Sommer vom letzten Jahr erinnert, aber ich weiß, wie ich zitterte, sobald ich vor dem Spiegel stand.
Heute ist ein Junitag, der 21. Wenn ich aus dem Fenster sehe, erblickte ich grüne Blätter, die im Schatten der Sonne heller zu werden scheinen. Wenn ich weiter blicke, sticht mir der blaue Himmel in die Augen. Ich sehe da und dort mal weiße Flecken, die ausschauen als wären sie aus weiße Zuckerwatten, die Wolken. Als Kontrast sieht der Boden grün aus, aber anstatt dass er nach Gras riecht, riechen die Felder nach Arbeit und Schweiß.
Heute ist ein Junitag, der 21. Gute Nachricht: Zwei Wochen noch bis zum Schulende. Schlechte Nachricht: Wir fahren ans Meer. Narben. Schlechtere Nachricht: Ich muss die VWA schreiben. Die schlechteste Nachricht: Ich maturiere nächstes Schuljahr. Die allerschlechteste Nachricht: Ich bin für diese ganze Scheiße nicht bereit.
Es ist Sommer, schon wieder. Die Hitze legt mir die Idee auf die Haut, sie von schweren Klamotten zu befreien und dass die schwarze Farbe endlich verschwindet. Narben. Doch die Menschen, die vorbeigehen, die Mädchen, die ihre Haare im Wind schwingen lassen und ihre Beine zeigen, die nie eine Vergangenheit mit der Klinge hatten, lassen die schwarze Farbe meine Haut enger umklammern. Ich mache mich klein.
Ich weiß nicht, wie ich mich für immer nach Draußen trauen könnte, ohne mich verstecken zu müssen. Ohne Menschen abzuschrecken.
Heute ist ein scheiß Junitag, der 21. Wenn ich aus dem Fenster sehe, wünsche ich mir, es wäre alles weiß. Ich wünsche mir, es wäre ein Dezembertag, der 21. Und vielleicht auch noch in einem anderen Jahr, 2018.

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