Mittwoch, Mai 28

Magersucht war ein schönes Wort, für mich lag sie in der Sehnsucht.

Ich bin lächerlich. Diese Haut, das Fleisch, das Blut, das pocht, das alles ist lächerlich. Dieser Bauch, die Beine, der Po, einfach das ganze fettige Zeug, das alles macht mich lächerlich. Zum Mit-dem-Finger-drauf-zeigen bin ich, so lächerlich fühle ich mich. Zu zerfleischen ist dieser Körper, die Haut, zum Abtrennen. Die Fingernägel sollten über die Haut fliegen, ins Blut flüchten, im Fleisch untertauchen. Die Klingen sollten wieder glänzen, auf der Haut tanzen, Fußabdrücke bilden. Hungern sollte ich. Hungern und kotzen, bis der Bauch wieder flach wird. Hungern musste ich. Hungern und kotzen, bis das Lächerliche nicht mehr real ist. Wo sind die Knochen, die einmal mehr als spürbar, die von der Ferne sichtbar waren? Warum deckt jz das Fleisch die Rippen, umschlingt sie, wie eine Schlange ihren Opfer? Wie lang sollte ich daran zerren, bis nur mehr Rippen in Rot glänzen? Wie weit muss ich mit den Nägeln gegen das hier kämpfen, bis ich nicht mehr lächerlich bin? Magersucht war ein schönes Wort. Ich vermisse die Magersucht.



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