Sonntag, März 2

Normal.

Ich habe Angst davor, alleine zu sein. Denn ich fühle, es passiert. In meinem Kopf spielt es sich ab und alles, jeder Tropfen Blut, scheint anders zu sein. Aufrichtiger, realer. Jeder Tropfen lässt mich fühlen, dass ich es liebe, dass ich mich danach gesehnt habe. Und die Nägelmuster, unabgeschlossene Halbkreise, sie standen meiner Brust und meinem Hals gut. Ich musste vor dem Spiegel lächeln, und es fing an, der Albtraum war jetzt nur noch mehr ein Traum. Schlag eins, Schmerz durchfuhr meinen Schädel. Schlag zwei, schwarz vor den Augen. Schlag drei, ich verlor Halt. Schlag vier und ich wischte das Blut von den Haaren weg, genau da, wo das Blut raussprang und zuerst meinen Stirn und dann meinen Kinn hinunterfloss. Stundenlang saß ich in der Dusche, sah das blutrote Wasser neben meinem Körper gleiten. Und ich lächelte. Es roch abartig, eisig, wie immer. Aber dieses Mal musste ich nicht würgen, mir wurde von dem Gestank nicht übel. Ich saß einfach da, die Beine an die Brust gepresst, murmelte mir ein Lied vor und ließ mich das Blut lebendig fühlen.
Eine Nacht davor hatte ich Stille geschrien. Ab und zu, da und dort ein leichtes Aufkeuchen oder Aufstöhnen, hinter den Zähnen, fest gebissen auf die Lippe.
Und lächerlich, aber wahr.. Das Problem war nicht, dass ich ekelhaft war, oder die Streitereien, oder meine Wut. Alles was in meinem Kopf ging, war ein einziger Satz. Ich will normal sein. Und es stimmt. Ich wünsche mir nicht ein glückliches Leben oder teure Sachen. Ich möchte nur noch ein letztes, ein allerletztes Mal, nur für einen einzigen verdammten Tag, normal zu sein. Normales fühlen. Nur einen einzigen Tag die Augen öffnen und mir nicht wünschen, dass ich es nicht geschafft hätte. Einfach mal raus gehn, weil man Menschen sehen will. Weil man nicht asozial ist, sondern ganz normal. Dass es nur für 24 Stunden nicht weh tut und ich kein einziges Mal weine. Ich will einfach nur normal sein. Einfach nur normal. Normal. Normal. Normal. Normal. Normal. Normal. Normal. Normal. Normal. Normal. Normal. Normal. Verdammt nochmal, verstehst du es nicht? Einfach nur ein letztes Mal normal sein.
Und dann an dem Tag an dem ich diese Welt verlasse und mein ganzes Leben sich wie ein Fotoalbum vor meinen Augen abspielt, will ich sagen können; Mein letzter Tag war mein ganzes Leben. Ja, ich will nur noch für einen Tag leben. Danach kann ich verrecken, wo auch immer ich will.


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