Donnerstag, Februar 27

Ich wollte, dass du bleibst und was Besseres aus mir machst.

Da stand er, die Sonne leuchtete ihm in das Gesicht und machte ein paar Stränchen seiner blonden Haare heller, als sie es schon waren. Dann das erste Lächeln, ein Fremder ein paar Meter vor meinen Füßen. Das Herz zuckte leicht, setzte kurz aus, hätte ich geredet, hätte die Stimme gezittert. Dann eine Umarmung der zwei Fremden. Bleib da. Da war das Geruch, es kitzelte meine Nase, kroch zum Rachen, in die Lungen. So bekannt, wie das Holzwand des Wohnzimmers, oder der Türgriff der Zimmertür, das Buch, das immer schräg im Regal steht, die Gittare schief gegen die Wand gelehnt, das kuschelige Teppich unter den nackten Füßen. Und der Halt, die Hände am Rücken. Ich habe ihn geliebt.

Er flüstert Sachen hinter meinem Ohr, mein Blick durch das Fenster gerichtet. Ich drehe mich um, geschlossene Augen. Fahre durch sein Gesicht, streichle die Wölbung zwischen den Lippen und dem Kinn. Präge mir diese Stelle ein, als würde ich es nachzeichnen wollen. Ich fahre über die Wangenknochen zu den Augen. Die Finger entgleiten über die Knochen rundum die Augen, streicheln über die Augenbrauen, bleiben an der Nase stehen. Jeder Strich über die Lippen lässt mich mindestens drei Spalten merken. Ich präge ein, wie es sich anfühlt. Ich lächle, ich liebe. Wieder.

Mein Herz sah das Bekannte, es sah mein Haus, die Wärme des Kachelofens, das geschmackliche Geruch durch die Küche, ein paar Sonnentropfen auf der Haut, farbiges Licht, kunterbunte Stifte, leeres Papier, meine Zukunft, das einzige Zuhause. Er gehörte mir, das alles gehörte mit ihm mir. Doch das Monster sah einen Menschen. Grausam, bereit für alles Schlimme der Welt.

Und der Film läuft vor unseren Augen. Saal 4, leer, keiner außer uns. Meine Augen füllen sich. Nein, er soll nicht gehen. Und ich umarme ihn, halte die Tränen zurück, ich will nicht, dass er geht. Habe keine Ahnung, woran er denkt oder was er fühlt. Will einfach nicht, dass er geht. Ich kanns nicht laut sagen, es würde ihn nur traurig machen. Aber ich ertrage es nicht. Nein, ich will nicht, dass er geht.

Ich hätte sein Gesicht mit aller Geduld der Welt betrachten können, vor mir stand der schönste Mann auf Erden. Er sagte etwas, ich hörte zu. Er lachte kurz, ich lächelte. Kannte er es? Tat er es mit mir auch?

Ich streichle über die Wölbung zwischen den Lippen und dem Kinn. Immer wieder, möchte ihn auswenig lernen, möchte ihn kennen. Ich lächle, er ist so schön. Jeder Atemzug reißt mich aus dem Leben, in diesem Anblick setzt das Herz aus und ich sterbe vor einer Orgie der Schönheit, wie seine Brust sich senkt. Und bei jedem darauffolgenden Atemzug belebt er mich wieder. Eine Neuerschaffung einer besseren Welt, wie seine Brust sich wieder hebt.

"Dein Zug, schon da."

Die letze Umarmung. Ich brauche ihn. Alles in meinem Kopf schreit diese drei Worte. Die Sehnsucht senkt sich in die Haut, schwimmt im Blut mit. Der Schmerz lagert sich ein, könnte einen Herzinfarkt haben, ich würde es neben diesem Schmerz nicht einmal wahrnehmen. Ein Kuss, die Berührung nicht nur von den Lippen, sondern des Weiten, des Wertvollen. Eine letzte Umarmung. Ich rieche wie besessen an ihm. Geh nicht, Junge, ich brauche dich.

"Verlass mich nicht, bitte."

Und egal, wie schwierig die Zeiten werden; egal, ob wir abbrechen; du bist für mich dieser eine Traum, der Traum des Lebens und du bleibst, egal, wohin du auch immer gehst. Ich liebe dich.




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