Mittwoch, Januar 1

Sein Gesicht in meinen Händen, so riesengroß.

Sein Gesicht in meinen Händen. So riesengroß. Wie könnte ich überhaupt noch glauben in dieser Welt neben diesem Mann was Wichtiges zu sein? Wie könnte irgendjemand überhaupt noch behaupten irgendetwas zu sein?
Ich sehe wie die Sonne sein Gesicht berührt, es erinnert mich an Twilight - er hasst Twilight. Dann lächelt er, da und dort wieder mal ein Grinser. Mir kommt vor, er hat seine eigene Welt. Als würde er dort eintauchen, untergehen. Sein Blick verliert sich mit der Ferne, Starren ins Nichts. Und doch sieht er so viel. Er erzählt mir, Ich stell mir oft vor, was wäre wenn Krieg wäre. Seine Weltansicht, klug, einzigartig und persönlich. Ich fühle mich dumm neben ihm. Er redet, als würde ich ein Buch lesen. Verwendet Wörter, die ich nachschlagen muss. Er ist gebildet, großartig und kreativ. In seiner eigenen Welt ist er der Künstler des Lebens. Er zeichnet Blöcke voll. Sätze überqueren das Papier. Endlose Freiheit. Ich schäme mich. Für meine Dummheit schäme ich mich. Für meine Eifersucht schäme ich mich. Für meinen Egoismus schäme ich mich. Für meine Gedanken. Für den Käfig, gemacht aus Liebe, schäme ich mich. Für das Monster.
Wie ich mich für das Monster nur schäme. Wie könnte ich glauben, für so einen Menschen gut genug zu sein? Wie könnte ich es wagen, so einen wundervollen Menschen überhaupt zu lieben? Dann lächelt er wieder, sieht mir in die Augen. Ich frage mich, was er genau sieht, was er erkennt. Er schaut in sie hinein, als würde er etwas Großes sehen, etwas Unendliches. Und ich frage mich wieder, was es sein könnte. Was er überhaupt so groß in mir sehen konnte. Das war ich, ich neben diesem wundervollen Mann. Ich, neben diesem Retter, was war schon ich?
Wie ein kleines Mädchen kralle ich mir die Nägel in die Haut. Er zieht meine Hände auseinander, ich weine. Will aufhören, gleichzeitig gegen ihm treten. Will, dass er Abstand haltet. Spanne alle Muskeln an, zittere. Bemerkt er es? Wie könnte er mich retten, gerade mich? Warum wollte er es überhaupt, gerade mich? Ich schaue auf, ihm ins Gesicht. Rote Augen, winzige Tränen und mein Herz bricht. Ich sehe einen kleinen Jungen, schwach, ahnungslos, verloren. Am meisten sieht er verloren aus. Als würde er nicht wissen wohin, oder was sagen, was tun. Bei seinem Anblick gehe ich zu Grunde. Ich ertrinke in seinen Augen.
Das Monster tretet gegen meiner Brust, will rausspringen, will ihm wehtun. Ich will nicht gegen ihm treten, will nicht die Klinge nehmen und mich ritzen. Will nicht, dass er mich kennt. Das er weiß, was ich wirklich bin.
Er umarmt mich, setzt die zerbrochenen Teile zusammen. Küsst die Stimmen im Kopf weg. Er macht die Welt kunterbunt.
Und sein Gesicht in meinen Händen, so riesengroß. Wie könnte ich überhaupt denken, ich bin was? Wer könnte überhaupt behaupten, er sei neben ihm was?


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