Samstag, Januar 25

Bring mir bei, wie man liebt; wie man richtig lächelt.

Schon wieder eine Niederlage, du kannst es auf den Schenkeln sehen.
Bring es mir nochmals bei, wie man liebt. Wie man richtig lächelt.
Bewundere oft die Fotos von Freunden auf Instagram oder die Schulfotos. Frage mich, warum sie so gut darin sind zu lächlen.
Das letzte Mal, als ich so was wie ein Lächeln zeigte, war es in der vierten Klasse, Volksschule.
Ich mag dein Lächeln, Mom. Wenn du meinen Bruder anlächelst; du kannst eigentlich wunderschön lächeln. Hab versucht, Mom. Versucht, es abzuschauen, dein Lächeln zu kopieren. Vergeblich, ich kann nicht mehr lächeln.
Was ist in meiner Kindheit falsch gelaufen, was bei den anderen nicht so gewesen ist? Was hab ich falsch gemacht, was haben wir falsch gemacht, dass du nicht eine normale Tochter hast?
Warum bin ich süchtig nach meinem eigenen Blut? Wo sind meine Grenzen, wo ist das Leben?
Wozu sitze ich immer in der Ecke, versuche Zusammenhänge zu finden, wie man richtig liebt? Wozu betrachte ich immer noch jeden Tag im Spiegel meine Lippen, ziehe sie nach oben, lasse die Mundwinkel wieder fallen? Jeden Tag das gleiche, jeden Tag eine neue Niederlage.
Sie endet in der Dusche, als das Wasser rötlich wird. Verbrannte Haut, zwischen den Schreien kurze Atempausen, kurze Fragen. Wo bin ich? Was tue ich? oder Was bin ich?
Ich mag dein Lächeln, Mom. Wenn du meinen Bruder anlächelst; du kannst eigentlich wunderschön lächeln. Ich wollte dein Lächeln abschauen, Mom, es kopieren. Wollte deine Stärke haben, wollte deine Tochter sein. In deinen Augen dich spiegeln sehen, wenn du mich ansiehst.
Bring mir doch nochmals bei, wie man liebt. Wie man richtig lächelt.
Ich war vergesslich. Bring es mir nochmals bei, alles, einfach wie es funktioniert richtig zu fühlen. Ich will endlich lernen zu atmen, lernen zu leben.


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