Freitag, Januar 10

Mein Abschiedsbrief.

Das hier ist ein Brief an alle "Geliebten". Es ist ein Brief voller Trauer und Schmerz. Ich hoffe, ihr leidet darunter. Blut verschmiertes Papier, tränenverschmierte Tinte. Es blind geschrieben. Heimatslose Zeichen, leicht betrunkene Wörter. Zigarettenrauch an den Finger, ewige Abdrücke auf den Schenkeln. Wutausbrüche zwischen den Zeilen, das Ende aller Leben. Zwei, drei Worte zusammengesetzt, für ahnungslose Menschen, die ahnungslos bleiben werden. Ein Brief für meine Stärke, aufzugeben. Zeitlich verloren. Heute oder doch morgen? Nach einem Jahr, wird sich keiner mehr an dich erinnern. 
Das Monster hat die Macht. Keiner kann ihm die Waage halten. Keiner kann mich mehr als diese Perfektion überzeugen.
Da war immer die Angst. Die Frage; Was danach? Doch mein Monster übertönt die Angst. Und zum ersten Mal stehe ich als ein starkes Mädchen vor dem Spiegel, stark genug aufzugeben, stark genug, sich umzubringen. Endlich der Augenblick der Freiheit. Jeder mir egal, so wie jedem ich egal bin.
Das Leben war für mich die Angst, die Furcht am Rücken. Zittern und Gänsehaut. Über drei Jahre, diese Angst im Nacken. Das Leben war für mich eine Strömung aus Tränen. Das Salzmeer jenseits von den Bergen. Endlose Schreie in die Nacht, Albträume, Schweißperlen auf der Stirn. Ewiges Leiden. Unendliches Elend. Das Leben war für mich Hass. Hass und Leere. Ein Schlachtfeld, die Dunkelheit auf der Haut. Das Loch in die Tiefe. Schwärze der Nacht, Schwärze des Schmerzes.
Hey, ihr habt mich an das Monster verloren.
Das hier ist kein Abschiedsbrief an Menschen. Es sind Schmierzetteln für das Gelebte. Deswegen gibt es keine Es tut mir leid.-Sätze und keine Tschüss-Worte. Für die Menschen werde ich morgen das Unerlebte sein. Die Schwärze nach einer betrunkenen Nacht. Das Intervall vom Vergesslichen.

Wenn die Sonne explodiert, würde man acht Minuten lang nichts davon merken, denn so lange dauert es, bis das Licht bei uns ankommt. Acht Minuten lang wäre die Welt noch hell und es würde noch warm sein. Acht Minuten lang würde man noch lachen und singen, im Regen tanzen, glücklich sein. Acht Minuten lang würde man noch die Erde unter den Füßen spüren und verliebt sein. Nur acht Minuten lang würde man noch den Wind im Gesicht spüren und nur noch acht Minuten lang würden die Haare an den nassen Lippen kleben. Acht Minuten lang würde man die Vögel zwitschern hören und die Wärme genießen. Nur noch acht winzige Minuten lang.

Meine 8 Minuten nähern sich an das Ende.

PS (obwohl ich nie wirklich gewusst habe, was das ausgeschrieben heißt): Ich habe dich versucht zu lieben. Ich habe probiert bis zum letzten Atemzug.


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