Donnerstag, November 14

Schneeflöckchen.

Schneeflocken klebten an den Wimpern, die unter einer Straßenlaterne anfingen zu glänzen. Dann aber, mit der Entfernung geriet man in die Dunkelheit. Nässe auf der Haut. Ein Röckchen aus Weiß. Auf meiner rechten Seite eine Frau, auf meiner linken ein Mann. Mutter und Vater. Zusammen und doch so weit auseinander gerissen. Schneeflöckchen rette mich, ich will hier nicht untergehen. Lachten wir? Ich weiß nicht, ich kann es nicht sagen. Lachte ich? Das weiß ich noch weniger. Und als wir da standen und er mich umarmen wollte, blieb die Welt für einen Bruchteil der Sekunde stehen. Ich sah in seinen Augen, seine Hand fast auf meiner Schulter. Nein, schrie es mir im Kopf, einfach nur nur nein. Und als die Welt sich wieder drehte, machte ich einen Schritt zurück. Keine Berührung von ihm, er soll seine Finger weghalten. Doch, er griff nach meiner Schulter, drückte mich in seine Richtung.
Kälte. Eine Hand zwingt dich weiterzugehen. Wasser schlägt auf die Schenkel. Wind weht. Tränen. Schreie. Es.. Es tut mir leid.
Als er mich losließ, schnappte ich nach Luft. Ein Gemisch aus Zigarettenduft und seinem Parfum hängte in meinen Haaren. Ein Herz brach. Es klang, als war es meilenweit entfernt, gedämpft, wie ein Flügelschlag eines Schmetterlings, obwohl es in meinem Brustkorb war. Es war nicht das Richtige. Wir passten nicht zusammen in einem Leben. Entweder müsste er gehen, oder ich. Denn in meiner Zukunft existierte kein Leben zusammen.

Ach, Schneeflöckchen, komm, verdeck unsere Geschichten. Überdeck unseren Scham. Versteck die Geheimnisse. Lass uns tanzen, im Licht der Straßenlaternen. Lass uns singen, mit einem Mantel aus Schnee. Miteinander. Es sollte sich anfühlen, wie ein Für immer & ewig. Ach, Schneeflöckchen, verdränge die Dunkelheit. Sprüh deine Farbe, bis zu unserer Seele. So rein, so unschuldig sollten wir heute sein. Deine zärtliche Melodie soll sich morgen noch in unseren Ohren abspielen. Lass uns lachen, Schneeflöckchen, im Schnee liegen und lachen. Platze aus dem Dunkeln hervor, die Straßenlaternen sollten dich anleuchten. Schneib uns in das Gesicht, nimm sie uns weg, die Schwärze, die Tiefe, den Scham. Ach, Schneeflöckchen, lass uns für heute leben. Und morgen werden wir aufwachen, die falschen Kinder unserer Zeiten. Wir werden durch den Schnee gehen, glücklich lächeln, obwohl wir am liebsten zusammenbrechen. Obwohl wir am liebsten sterben würden.



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