Sonntag, November 10

Das Ende meiner Geschichte.

Fingernägel werden in die Haut reingebohrt. Hände schieben sich dazwischen. Muskeln angespannt. Zittern. Tränen tropfen auf fremde Hände. Der Versuch dich zu beruhigen. Stränen werden hinter die Ohren gesteckt. Jemand redet ganz weit weg. Worte hallen endlos nach. Stimmen im Kopf. Fragen. Ein Berg voller Fragen. Nervenzusammenbruch. 9. November. Die Geschichte fand ein Ende.

Ich fühle mich verraten. Verraten von mir selbst. Sie hat mich entdeckt, das depressive Kind zu Hause. Nach 3 Jahren, hat sie es endlich entdeckt. Eine winzige Berührung, versehentlich. Sie holt laut Luft. Angst quollt aus ihren Augen. Sie schreit vor Sorge. "Zeig mir deinen Arm!" "Lass mich gehen, Mutter. Lass mich schlafen." Sie schreit weiter. Angst. Sorgen. Trauer. Wut. "Du hast dein Fleisch aufgeschnitten." Ein Schlag in die Dunkelheit. Ich bin entdeckt. Wohin jetzt? "Du hast dich versucht umzubringen." Mitleid, aber mehr Leid, anstatt Mitleid. "Wie hast du es nur können? Ihre Stimme zittert. Ärger. Mit sich selbst oder mit mir? "Ich bin eine schlechte Mutter, ich habe es nie bemerkt." Wie ein Messer mitten ins Herz. Sie versucht zu atmen, stark zu wirken. So war sie immer. Innerlich starb sie vielleicht, aber die Stärke war das einzige, was man sah. "Warum? Was ist passiert?" Ich hätte sterben können. Mein Herz brach, nahm ihriges mit. Es tat mir leid. Es tat mir so leid. Tränen tropfen. Das Herz bricht. Immer und immer wieder. Versuche Sätze zu bauen. Sie muss die Frage noch ein paar Mal wiederholen. Was sollte ich sagen? Was musste ich sagen? "Es reicht am Montag gehst du nicht in die Schule und wir gehen zum Arzt." Die Angst steigt. Keiner sollte mich retten. Keiner konnte mich retten.  Und es bricht. Ich schreie los. Es war etwas, was sie wusste. Sie dachte nur, ich war darüber hinweg. "Wie hast du dir nur einreden können, ich sei darüber hinweg! Es zerriss mich. Die ganze Zeit. Seit drei Jahren. Und du, du hast es nie bemerkt." In ihren Augen bricht etwas. Sie stockt. "Seit drei Jahren tust du dir das an?" Enttäuschung. Gott, wie sehr ich mich hasse. Was hätte ich sonst erwarten sollen? Ich hatte seit drei Jahren auf diesen Moment gewartet. Szenerien ausgedacht, wie es ablaufen würde. Sätze zusammengestellt, wie sie reagieren könnte. Nun war es so weit. Und es brach was, nicht nur in ihren Augen, sondern in unserem gemeinsamen Leben. Ich war entdeckt. Und sie würde mich nie anschauen wie früher. Ich war entdeckt. Und sie würde mir nie wieder vertrauen können. Ich war entdeckt. Und die Geschichte nahm ein Ende und es begann eine neue, eine viel schlimmere.

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