Freitag, November 8

Du fehlst, Mom.

Mein Leben zerstückelt, ich schreie dich an. Sehr leise, eigentlich sogar stumm. In meinem Kopf schlägt das Monster herum, schreit raus, füllt die Leere in meinen Augen mit Hass. Farblos gleiten die Schreie aus meinem Mund und meiner Nase, jedes Mal wenn ich ausatme. Die einzelnen Töne brechen ab und fallen dir vor die Füße. Rette mich. Fühlst du es nicht? Ich bin bereit die Maske abzusetzen. Dir meine Narben zu zeigen, zumindest die äußeren, die inneren wirst du eh nie verstehen. Auch wenn ich überzeugt davon bin, dass du es nicht wissen sollst. Ich sollte dich nicht mitnehmen in meine Welt. Du hast da keinen Platz. Du würdest die Sonne hinter den Glasscheiben vermissen. Dir wäre es zwischen meinen Gedanken zu kalt. Zu kuntergrau und dunkelbunt. Du würdest Angst hier bekommen. Nur die Kratzer an den Scheiben, versucht durch brechende Fingernägel, würden dir die Haare im Nacken aufstellen. Der blutverschmierte Boden, überall geschriebene Texte, überall ein erzähltes Leben. Ich kann dich nicht in diese Welt mitnehmen, weil ich Angst um dich habe. Angst, dass du dich auch verlierst. Trotzdem schreit das Monster weiter, kämpft, schlägt gegen die Mauern, die ich vor Jahren mit Mühe zwischen uns aufgestellt habe. Es tretet immer härter dagegen, rüttelt und schüttelt an meinem Körper. Beißt und reißt Fleisch von Knochen. In mir lebt ein Schlachtfeld, es wird durch mein Monster aufrecht gehalten. Und ich kann einfach nicht glauben, dass du das ganze Blut übersehen kannst. Es quollt aus mir heraus. Tränen sind sogar damit vereint. Doch es ist so farblos, gleich wie die Schreie, die dir vor die Füße fallen. Und dein kleines Mädchen will sterben, doch du siehst es nicht. Du merkst es nicht. Du wirst es nie schaffen.

Du fehlst, Mom. Und ich weiß, ich darf dich nicht vermissen, weil du glücklich bist. Ohne mich. Aber.. Du fehlst.




2 Kommentare:

  1. Du schreibst so schön..
    Danke dir dafür, dass man dies zu lesen bekommen darf.

    Und zu dem Text, ich kenne zwar deine Lage nicht. Auch nicht wie die Bindung zu deiner Mutter ist, aber ich denke sie wird dich verstehen und unterstützen. Ich denke es eigentlich nicht, ich hoffe es. Ich hoffe es für dich.

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