Mädchen, du bist ungewollt.

Ich weiß nicht, wie ich diese Wienwoche definieren sollte. Die brachte mich einfach durcheinander. Zu viele Gefühle in einer einzigen Woche und jetzt liege ich krank im Bett und kann mich nicht bewegen.

Ich hörte wie sie redeten, die Jungs von der Klasse. Wie sie mich aufmerksamkeitssüchtig nannten. Wie sie lachttn und wie mir mein Atem stockte. Dann lag ich da, im Bett, fing an zu zittern, Tränen tropften. Sie sahen mir zu, doch nein, ich verlor mich nicht. Ich weinte, schon klar, aber keine Schreie waren dabei, kein Laut gab ich von mir und starrte in die Leere. Als hättest du es nicht gewusst; Mädchen, du bist ungewollt. Ich hörte nur eine einzige Stimme im Kopf, die mir immer wieder das gleiche sagte. Mädchen, du bist ungewollt. Dann sprang ich aus dem Bett, lächelte, scherzte herum. Keine Ahung wie sie es empfingen, was sie über mich dachten. Ich kann es nicht einmal einschätzen, weil ich nie in ihre Gesichter geblickt habe.
Doch am nächsten Tag war es mir zu viel. "Wenn du das wirklich so falsch verstehst, dann würde ich mir Gedanken machen wie sensibel du bist." Wut brach hervor, das aggressive Gefühl spiegelte sich in meinen Schreien und der Schmerz in meinen Tränen. Ich hätte da bleiben sollen, zeigen, wie falsch er lag, doch ich konnte nicht, ich flüchtete. Ich lief die Stiegen hinunter, sie schrien mir nach. "Cassi, komm schon. Bleib stehen." Doch ich lief weiter, eigentlich nicht von ihnen, nicht von dieser Menschengruppe, sondern von mir selbst. Ich hatte Angst, etwas preis zu geben, was ich bereuen würde. Und dann saß ich da, auf irgendeiner Treppe, die in den Keller führte und er setzte sich zu mir. Ich wäre auch alleine ausgekommen, mit all diesen Gedanken. Dennoch war es gut ihm zuzuhören, auch wenn ich kein Wort glaubte. "Sie können das Gefühl, sich selber zu hassen, nicht wissen. Sie können es einfach nicht. Sie wissen doch gar nichts. Ich meine, er könnte mich Schlampe nennen oder was weiß ich, aber meine Narben.. Sie sind nicht gewollt. Sie waren es nie." Ich wusste nicht, wie ich es erklären sollte, ich ritze mich selbst, ich tat es selbst und versuchte nun zu erklären, dass es ungewollt war. Wie kann man etwas erklären, wenn alles gegen dich steht, wenn keiner das Gefühl weiß, wenn sie nicht einmal annähernd daran denken können; wie konnte man so etwas erklären? "Wie du sagst, sie haben keine Ahnung. Und es gibt genug Menschen, die dich so lieben, wie du bist." Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Es kam einfach und nahm mich mit, mit in die unendliche Welt aus Schmerzen.

Danke, Emanuel. Ich bin wirklich dankbar, dass du gekommen bist und kein anderer. Dir kann ich etwas erzählen, ohne zu erwarten, dass du es verstehst. Und dennoch versuchst du zweifellos mich zu verstehen, du versucht diesen Teil in mir zu erkennen. Es tut mir leid, dass du es nicht schaffst. Aber trotzdem danke, dass du nicht aufgibst, dass du bleibst.

Aber das alles mal bei Seite. Ich war glücklich. Und diese ganze Geschichte mit dem ablästern, nicht einmal das konnte mir mein Glück versauen. Ohne zu wissen, hast du mein Leben gerettet, du tust es jeden Tag. M' ♥