Irgendwann.

"Und, was wünschst du dir zum Geburtstag?" Ich schaute hoch und er setzte sich am anderen Ende des Tisches. "Ich .. weiß es noch nicht." "Das ist nicht dein Ernst, oder?" Ich zuckte die Schultern. "Letztes Jahr hast du es gleich gewusst." "Ich habe doch alles, also wofür wünschen?" Aber was hatte ich schon? Einen Schrank voller Kleider, Ketten, Armbänder, Ringe, Schminkzeuge. Aber wo war meine Liebe geblieben? Wo war das Glück? Die Kindheit? Das echte Lächeln? Wo ist meine süße kleine Welt, in der ich gerne lebte? Nirgends. "Okay, dann.. Wie willst du feiern?" Ich senkte den Blick nieder und blätterte weiter im Katalog. "Ich will nicht feiern." "Warum?" "Weil ich keinen Grund sehe einen ganz gewöhnlichen Montag zu vergöttern." "Ist das so ein Syndrom? Denken 16-jährige auch schon, dass sie alte Omas sind?" Ich musste lachen. Ach, Vater. Würdest du nur sehen, wie veraltet ich innerlich bin, dann würdest du dich wundern, warum ich noch lebe. "Ich weiß nicht, ob das andere haben, aber ich glaube kaum, dass ich unter so etwas leide." Er lachte. "Du wünschst dir nichts, du willst nicht feiern, du hast überhaupt nichts geplant. Wo hast du meine Tochter versteckt?" Sie ist gestorben, vor Jahren. Du hast es nur nie bemerkt. "Okay, dann wünsche ich mir, dass du zum Doktor gehst und einen Check-up machen lässt." Sein Lächeln verschwand. Er stand auf. "Reden wir später darüber, ja?" "Ja, später.. Wie immer." Irgendwann stirbst du und dieses Irgendwann ist nicht all zu weit weg. Du wirst gehen. Und dabei wirst du Schmerzen haben, die dich aufschreien lassen. Ich will dich nur retten, aber du willst nicht gerettet werden. Vielleicht ist das, was ich von dir geerbt habe, diesen Drang dazu keine Hilfe anzunehmen; immer abzulehnen. Vielleicht ähnenln wir uns nur dadurch, dass wir beide alleine sein, obwohl hunderte von Menschen uns umgeben.