Die ganzen Schreie.

Ich will endlich, dass es aufhört, die ganzen Schreie. Dass dieses unendliche Loch endlich einmal ein Ende hat, denn je mehr ich hineinfalle, desto lauter werden sie, die ganzen Schreie. Und es geht nur mehr um das, wie sehr sie sich hassen. Wie sehr sie miteinander nicht klar kommen, doch keiner traut sich wegzugehen, keiner traut sich Abschied zu nehmen. An diesem Wochenende, also am Sonntag, fahre ich nach Wien mit der ganzen Klasse. Ich brauche diese Auszeit, ich will wieder einmal was Fremdes genießen. Kunterbunte Menschen sehen und keiner kennt mich, keiner sieht mich. Ich will einfach verschwinden, wieder einmal mich verloren fühlen, weil ich wirklich verloren bin, verloren in der Menschenmenge. Ich will die Augen zukneifen, das ganze Licht sollte mich blinzeln lassen, ohne dabei mich zu erinnern, wie es an jenem Tag war, wie das Licht mit einem Schlag erlöschte. Ich sollte lachen, bis ich Bauchschmerzen bekomme, bis ich am Boden liege und nach Luft schnappe. Und diesen wunderbaren Menschen sehen, den wunderbarsten Menschen. Vielleicht, wenn ich zurückkomme, wird die ganze Sache aus sein und ich werde sie nicht mehr hören, die ganzen Schreie. Vielleicht werden sie wieder friedlich sein (und anstatt daran zu glauben, würde ich noch eher daran glauben, dass ich fliegen kann) oder sie werden die Wege getrennt haben. Hatten sie es wie wir auch in den Wolken geschrieben, diesen einen Satz, die einzige unübertreffbare Lüge, diesen für immer & ewig? Hatten sie auch daran gedacht, dass es für immer bleibt oder einfach daran, dass sie glücklich sein würden? Hatten sie auch mal Träume, die sie nie verwirklichen konnten? Oder haben sie jetzt, genau da, in all diesem Ekel und Missvertrauen, unter all diesen Lügen und Schmerzen, haben sie vielleicht doch noch Sätze, die versuchen die Liebe herauszuschreien? Aber auch wenn es um die Liebe geht, ich will das es aufhört, die ganzen Schreie.