Superheld.

Und du warst wieder rießengroß in meinen Augen, ein Superheld, den ich vor Jahren verlor. Doch er war wieder da, neben mir in der Küche, lächelte mir zu. Wir schupften uns gegenseitig sanft und diskutierten wie viel Eier wir für so viel Mehl brauchten. "Soll ich im Internet nachschauen?", ich lachte. "Neein, ich kann das doch." Du warst so überzeugt davon, dass du den Rezept ein und auswendig kanntest und dennoch warst du dir nie ganz sicher. "Du warst nicht der Koch." "Na und? Ich habe ihm immer geholfen?" "Als Kellner?" Er nickte und leerte Mehl in eine Schüssel. Irgendwann gab er nach und ich suchte nach dem Rezept von Käsespätzle. Nun ja, er wusste wirklich, wie es zu machen war und was man alles brauchte, aber er wusste eben nicht wie viel von denen. Aber das war nicht, was ich erzählen wollte.
An diesem Tag habe ich wieder etwas gefühlt, was ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Das, was wir uns angetan hatten, das war unvergesslich und es würde immer weh tun. Sachen könnte man halt nicht rückgängig machen. Aber trotz all dem haben wir einen schönen Tag gehabt. Wir haben gelacht, bis uns die Tränen kamen. Ich habe diesen Superheld in ihm gesehen, vielleicht ganz versteckt, aber er war da. Der, den ich als kleines Kind vergöttert habe, den hat es wirklich wieder an diesem Tag gegeben. Es war ein Tag, an dem ich dich liebend gerne Papa genannt habe. Dieses Wort machte sich sesshaft auf meiner Zunge. Vielleicht ist das alles davon gekommen, weil du und die Mama sich immer noch nicht einig sind, wer die Kinder bekommt, wenn ihr euch scheiden würdet. Aber es hat sich nicht wirklich so angefühlt. Es war vielleicht nicht perfekt, aber es war echt.