Dienstag, August 6

Sie schrien mir die Ohren voll.

Geh vorbei. Schneller. Es soll endlich aufhören. Hört auf. Bitte. Ich starrte auf meine Hände und dachte mir, sie sollten aufhören. Sie schrien alle durcheinander und ich fragte mich, ob sie sich irgendwie noch verstanden. Hätten sie normal geredet und sich gegenseitig Zeit gelassen, hätte es zu mindest nicht so viel Kraft gekosten, zuzuhören. Eine Vase landete ca. einen Meter vor meinen Füßen und brach zusammen. Ich betrachtete die einzelnen Stücke und wünschte mir, ich wäre auch so leblos, wenn ich zusammenbrach. Auf einmal kam ich darauf, dass sie aufgehört hätten zu schreien und sah augenblicklich auf. Sie sahen mich alle an. Sie verlangten was von mir. "Sie würde bei mir bleiben wollen!" Würde ich das? Nein. "Frag sie doch mal, ob sie bei dir bleiben würde! Frag sie doch, verdammt nochmal." Nun sah er mich an. Irgendwie tat es mir leid seine Frage zu beantworten. Oder doch nicht. Vielleicht musste das hier geschehen, damit er verstehen konnte, wie sehr ich mich von ihm in den vergangenen Jahren entfernt hatte. "Würdest du mich wählen?" Nein, würde ich nicht. Aber wie sagte man so etwas? Wie hatten es andere Kinder getan? Wie hatten andere zwischen ihre Mamas und Papas gewählt? Mir blieb etwas im Hals stecken, ich versuchte es runterzuschlucken, doch vergeblich und ich antwortete. "Ich.. würde die Mama wählen." Ich dachte mir er würde traurig sein. Ich dachte mir ich würde es in seinen Augen sehen, wie etwas brach. Stattdessen drehte er sich zur Mama und schrie. "Sie sagt das nur, weil es ihr leid tut, dich zu verlassen. Wärst du nicht hier, hätte sie was anderes gesagt!" Sie lachte kurz und er sah mich wieder an - er wusste, dass es nicht so war - und sie schrien schon wieder. Sie schrien mir die Ohren voll.

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