Montag, Juli 8

Ich habe es akzeptiert.

Ich habe dir vertraut, Mama. Erinnerst du dich? Du hast mir Sachen aus deinem Leben erzählt und ich habe dir zugehört, wie noch nie in meinem Leben. Ich habe mitgefühlt, ich ließ die Glasmauern zerstören, ich zerbrach sie mit den eigenen Händen. Ich habe geweint, genau da, in der Ecke auf dem Boden, ohne dass du es mitbekommen hast. Ich habe dich geliebt, Mama. Mit meinem ganzen Herzen. Ich habe dich geliebt, dass ich sogar meine ganze Welt für dich opfern gekonnt hätte. Ich habe mich in deinen Augen verloren und in deiner Geschichte. Am nächsten Tag war ich bereit, ein Teil von mir zu freigeben. Ich war bereit, die unsichtbare Tür zwischen uns aufzusperren. Denn ich wollte dir meine Narben zeigen; sagen, dass ich mich ritze; dass ich in einem Teufelskreis gelandet bin und nicht mehr hinaus finden kann.
Doch nach vier Tagen war ich schon froh darüber, dass ich nicht dazu gekommen bin. 06.07. - dein Vater starb genau vor einem Jahr. Wir alle im Haushalt wussten, dass du seitdem nicht mehr dieselbe warst, aber an jenem Tag, hast du mir gezeigt, wie sehr du dich verändert hast. Es hat mir Leid getan, dass ich dich verloren habe. Nicht, dass du da warst oder so... Aber du hast mir klar gemacht, dass ich dich verloren habe. Du hast mich auf eine Art und Weise dazugezwungen, es endlich zu verstehen; es endlich zu akzeptieren. Es tat mir verdammt nochmal Leid, Mama. Es tut mir Leid, dass du der Grund dafür sein musstest, dass ich die Klinge wiedermal an meinem Arm setzte.


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