Sonntag, Juni 16

Ich zweifle daran, es schaffen zu können.

"Es reicht! Ich gehe!" "Das ist doch das einzige, was du weißt! Ich gehe, bla bla bla!" Ich hörte gar nicht mehr zu und stieg die Treppen hoch, ging in das Zimmer rein, knallte die Tür zu und ließ mich ins Bett fallen. Ich könnte weinen. Aber ich war wie immer zu müde, dieses Mal sogar auch zu müde zum Weinen. Doch dann plötztlich klopfte jemand an die Tür, sie kam herein und setzte sich an meinem Bett. "Tun dir immer noch die Rippen weh?" "Nein, ich habe gelogen. Ich brauche nur Aufmerksamkeit." Ich drehte mein Kopf auf die andere Seite. Die Rippen bohrten in meinem Fleisch und ich schnappte nach Luft, aber so, dass sie es nicht sah. "Das sagst du jetzt nur, damit ich gehe." "So kannst du es auch sehen, wenn du unbedingt willst." "Hast du nicht gesagt, du musst nicht zum Physiotherepie, weil dir nichts mehr weh tut?""Tat es mir auch nicht. Tut es im Moment ja auch nicht. Ich habe dich angelogen, hast du nicht gehört?" "Soll ich dich massieren?" "Ich will schlafen." "Es ist erst 7." "Ich bin müde." "Komm schon. Wolltest du den Film nicht feritg anschauen?" "Den hab ich schon gesehen." "Steh jetzt auf, sei nicht so faul." Ich könnte wirklich weinen. "Ich will die Treppen jetzt überhaupt nicht runterlaufen. Zu müde." "Komm, steh jetzt auf." "Du wirst mich nicht in Ruhe lassen, was?" "Es ist erst 7. Ich will nicht, dass du dich wie früher in deinem Zimmer reinschließst." "Weißt du, warum ich das jetzt nicht mehr mache? Weil mich der Vater sonst deswegen nervt. Ist er gerade zu Hause? Nein! Also, sehe ich eh den Sinn nicht im Wohnzimmer zu sein." "Steh jetzt auf." Ich schüttelte den Kopf und stand auf. Wenn ich vielleicht noch ein bisschen mit ihr herum diskutiert hätte, hätte sie mich sicherlich in Ruhe gelassen. Aber dafür war ich einfach zu müde, also ging ich mit. Mir war gerade wirklich danach, zu weinen. Am liebsten hätte ich gesagt, dass ich noch schnell auf die Toilette musste und hätte dort geweint. Anstatt dessen wartete ich bis der Film endlich zu Ende ging und sagte kurz noch "Gute Nacht." Es war nicht gerade viel Zeit vergangen. Es war erst knapp 8, aber sie wusstte, dass sie mich nicht da halten konnte. Und ich ließ mich zum zweiten Mal ins Bett fallen und dieses Mal weinte ich. Ich wusste nicht warum oder wieso. Ich weinte einfach. Ich weinte wegen alles mögliche. Ich weinte, weil ich müde war. Ich weinte, weil mir alles weh tat. Ich weinte, weil ich keine Luft bekam. Ich weinte, weil ich aggressiver wurde. Ich weinte einfach los, weil ich mich mehr veränderte. Die Narben machten aus mir ein unglaubliches Monster. Ein Monster, das nur darauf fixiert war, sich selbst weh zu tun. Schon wieder bohrte ich meine Nägel in meine Haut und krallte. Hätte ich nicht aufstehen müssen, um die Klinge zu holen, hätte ich mich gerade aufgeschlitzt bis zum geht nicht mehr. Schon wieder ein Nervenbruch. Ich zweifle daran, es schaffen zu können.

 

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