Dienstag, Juni 11

Ich wünschte ich wäre nie dorthin gegangen.

Ich stieg die Treppen hinauf. Ich war nicht nervös oder durcheinander, zumindest noch nicht. Nun war ich bei der Tür und wollte anklopfen. Doch drehte mich kurz um und ging zu der Treppe, ich hatte nicht vor zurückzugehen, doch ich brauchte eine kurze Pause ehe ich reinging. Ich schaute nach unten, sah wie Licht durch die Eingangstür und Fenster reinstürmte, holte ein letztes Mal tief Luft, wand mich zur Tür und klopfe an. Es dauerte kurz bis sie die Tür öffnete, wir grüßten uns und gaben uns die Hände, dann nahmen wir Platz.
Ich mochte sie eigentlich. Sie sah echt süß aus, diese Frau Mair. Sie hatte ein kleines Gesicht und ein paar Strähnchen hingen ihr seitlich von ihrem Gesicht. Und wie alles andere an ihrem Gesicht, hatte sie auch kleine Augen. Kleine, blaue, wunderschöne Augen.
Am Anfang ging es wirklich gut. Wir redeten über meine Pläne in den Ferien und auch nachdem ich Gymnasium fertig brachte. Wir redeten über mein Ex, meine Eltern und über ein paar Kollegen. Wenn ich ehrlich sein sollte, hat sie in meinem Kopf ein paar Knoten aufgelöst. Ich komme mir nicht mehr so durcheinander vor. Und ich habe heute Sachen wahrgenommen, die ich eigentlich nie getan habe. Wir redeten über so viele Sachen, dass es wieder lange dauern würde, sie zu erzählen, also gehe ich gar nicht so darauf ein, außer die letzte Frage. Die Frage, die die Kraft hatte, den ganzen Tag von mir zu versauen. "Wie würde es dir gehen, wenn ich mit deinen Eltern Kontakt aufnehme und ihnen erzähle, dass es dir eigentlich überhaupt nicht gut geht?" "Nein." Die Antwort lautete einfach Nein. Sie wollte mir klar machen, dass das vielleicht irgendwann nötig sein würde. Und mein Vertrauen sank so ganz plötztlich. Ich wollte, dass sie mir versprach, dass sie so etwas nie tun würde. "Das kann ich nicht." Und darauf sagte ich meine Meinung. Ich sagte ihr, dass ich gar kein Vertrauen mehr hatte, ganz plötztlich ja. Und dass ich es bereute. Ich bereute den ersten Tag und diesen noch mehr. Es stimmte auch. Ich habe den ersten Tag bei ihr nie bereut gehabt. Nicht, dass es mir gefallen hat oder so, aber Reue spielte keineswegs mit. Doch jetzt, wird mir klar, was für ein rießen Fehler ich getan hatte.
"Ich werde nicht etwas tun, bevor ich es mit dir abgeklehrt habe, dass verspreche ich dir." "Ich will aber, dass du mir versprichst, dass du nie Kontakt zu ihnen aufnimmst, bevor ich es sage." "Das kann ich nicht. Aber ich werde davor mit dir darüber reden. Ich mache nichts, wo ich denke, es macht alles schlimmer." "Was, wenn du denkst, dass es notwendig ist, mit ihnen zu reden? Dann kann ich dagegen sein, wie sehr ich auch will, du würdest es tun. Du bist ein Mensch, ich bin ein Mensch, wir kennen Menschen; sie tun, was sie denken, es sei nötig. Und genau da sind wir schon wieder. Wenn ich sage, dass ich keine Hilfe will, weil andere Menschen etwas unternehmen würden, ohne zu wissen, dass sie etwas schlimmer zu machen, dann meine ich genau das. Du kennst sie nicht. Du weißt nicht, wie sie sind. Du weißt nicht, was passiert ist. Du hast keine Ahnung."
Ich weiß, das war nicht gerade nett von mir, aber ich hielt mich noch gerade davon ab los zu schreien. Und ich weiß, sie wird diesen Text lesen und ich wollte mich bei ihr noch entschuldigen. Entschuldige, Barbara, für mein Verhalten zu dir.
Als wir aber noch mehr darüber diskutierten und ich das Gefühl bekam, ich würde es nicht mehr packen, sagte ich einfach: "Ich will jetzt nach Hause." Wir haben nächsten Dienstag wieder ein Termin und sie versprach mir zu mindest bis dorthin kein Kontakt zu meinen Eltern aufzunehmen.

Ich wünschte ich wäre nie dorthin gegangen.

Als ich aus dem Zimmer war, setzte ich mich auf die Treppe, legte mein Kopf auf meine Englischmappe und atmete tief ein und aus. Ich wusste, dass sie versuchte mich zu verstehen, zu mindest so viel zu verstehen, wie ich preisgab. Aber für mich verlor die Sache den Sinn, als mein Vertrauen zu ihr im Mülleimer landete. Ich saß da noch kurz, bis ich mich entschied rauß zu gehen. Ich versuchte mein IPod aus der Tasche zu holen und da öffnete sich die Tür und sie kam raus. Nicht wegen mir, sie hatte was anderes vor. "Brauchst du noch kurz eine Ruhe?" Ich nickte. "Du kannst dich auch gern rein sitzen." "Nein, danke, passt gut so." "Wenn du etwas brauchst, komm rein, ja?" Ich nickte. Sie ging vorbei und ich stand gleich auf. Ich wollte einfach nur in den Bus und heim fahren. Als ich zu Hause ankam, bereitete ich mir was zum essen und schaute nach, was sich um diese Uhrzeit im Fernsehen so befand. Ich weinte ab und zu. Ich weiß nicht warum. Etwas zwang mich dazu. Etwas rückte näher und überging in mir. Dann ging es wieder besser. Und dann wieder schlecht.

 

22 Kommentare:

  1. Ich finde du bist gerade einfach verwirrt wegen all dem. Schule, Ex, Eltern. Die 3 spielen ja grad in deinen Leben ne große Rolle oder nicht? Schule ist eh glei mal vorbei. Ex weiß ich nicht. Wenn deine Eltern so anderst sind dann versuch dich doch ihnen iwie anzupassen.
    Bei wem fühlst du dich den wohl und geborgen? Geh doch zu dieser Person und sprich doch mit ihr?

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    1. Ich bin gar nicht verwirrt eigentlich.
      Bei keinem, das ist ja das problem.

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    2. Vielleicht brauchst du einfach ein bisschen Zeit um das ganze zu verdauen. Und dann erst schauen wie die Situation ist. Und was ist jetzt mit deinem ex? Habt ihr wieder Kontakt ? Er soll dir ja eine Notiz geschrieben haben.

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    3. Gestern hat sie mir gesagt, dass ich langsam depressiv werde. Also brauche ich keine Zeit zum verdauen... Sie hat bei mir Depressionen festgestellt.
      Gar nichts. Er hasst mich, er hat mich verarscht und jetzt lebt er wie er will.

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    4. Wieso hasst er dich? Wie hat er dich verarscht?

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    5. Ähm, ja würde mir auch gefallen, wenn ich es wissen würde. Aber vielleicht hasst er mich nicht einmal. Vielleicht bin ich ihm so egal, dass er nicht einmal hass für mich empfinden kann, ja wäre auch möglich.
      Mit allem.

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    6. Wie ist das alles eigentlich passiert? Habt ihr gar kein Kontakt mehr? Würdest du ein Blog darüber schreiben? Ich glaub eher das du Momentan mehr wegen deinem Ex leidest anstatt sonst was. Versuch mit ihm zu reden und klärt die Sache. Vielleicht versöhnt ihr euch ja wieder? :)

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    7. Ich schreibe mal was darüber ja?
      Nein, diese Möglichkeit gibt es glaube ich nicht.

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    8. Hat er es gesagt?

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    9. Das ist mies.. Hat er dir keine letzte Chance gegeben dich zu bessern oder so?

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  2. Entschuldige? Soll das heißen, dass ICH für ihn schlecht war?

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    1. Vergiss es.

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    2. Das war nur eine Frage, aber wenn du meinst.

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    3. Tut mir leid aber es schaut danach aus das du immer Fehler gemacht hast. Sonst würdest du nicht gleich auf das kommen. Ich habe nur gefragt ob er dir ne chance gegeben hat und du hast gleich damit angefangen. Sorry.

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    4. Es schaut danach aus? Haha, wenn dir der Typ, den du liebst die ganze Zeit einreden will, dass du die schlechte bist und dass du die ganzen Fehler gemacht hat, dann denkst du gleich daran okay?
      Aber schon okay, du musst das nicht verstehen.

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    5. Was wenn er Recht hat? was ist dann? Würdest du dich nicht für ihn bessern?

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    6. Ich probiere mich ja zu verändern, nur damit er es irgendwie mitkriegt. Aber ich kann nicht komplett ein anderer Mensch sein. Das geht nicht.
      Du kannst dir nicht vorstellen wie sehr ich das will. Wie sehr ich meine Haut hasse und meine Persönlichkeit, meine Gedanken und Gefühle, meine Fehler, mein ganzes Ich. Hätte ich es können, wär ich schon lage nicht das, was ich jetzt bin!
      Und wage dich nicht, dagegen etwas zu sagen! Du hast doch keine Ahnung.
      Und du klingst wie seine Kollegen, ganz ehrlich.

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    7. Du solltest jetzt eh wissen was er nicht leiden kann. Mach genau das was er mag oder von dir wollte. Jemand aus deiner Klasse wird ihm dann fix sagen wie du dich geändert hast. Vertrau mir, so kannst du ihn vielleicht wieder für dich gewinnen :)

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    8. Hast du stimmungsschwankungen?
      naja, DU wirst es ja wissen^^

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    9. Nein aber du vielleicht :)

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    10. Naja, eigentlich nicht :)

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