Dienstag, Juni 4

Ich atme ein. Und aus. Und er schlägt zu.

Ich atme ein und aus. Ein und aus. Ein und aus. Nur nicht weinen. Nur nicht die Kontrolle verlieren. Und ich atme ein und aus. Ein und aus. "Du Schlampe, warum lebst du überhaupt?" Ich lächle und atme ein und aus. Er fängt an zu schreien und wirft sein Feuerzeug auf mich. Es landet auf meinem Oberschenkel. Ich lache. Er steht auf und kommt auf mich zu. Ich stehe auch auf. Komm schon, Vater, sei nicht so lächerlich. Was willst du mir noch anrichten? Ich lächele breiter und er schlagt zu. Früher, als ich noch jünger war, habe ich gleich angefangen zu weinen. Keine Ahnung, ob es deswegen war, weil es weh tat, aber ich weinte einfach. Doch nun stehe ich da. Er holt aus ... Die rechte Wange schmerzt und ich verliere den Halt, doch kann mich noch beim Esstisch festhalten. Ich will mich umdrehen und aufrichten. Aber da zerrt er schon an meinen Haaren und schleudert mich gegen die Wand. Macht nichts. Ich schlage mein Kopf auch gegen Wände, wenn ich es nicht aushalte. Ich lege die Hände auf die Wand hinter mir und gebe mir einen leichten Schubs nach vorne. Er holt wieder aus ... Zeig mir das Beste, was du kannst, Vater. Die rechte Wange schmerzt schon wieder. Ich will mein Kopf wieder zu ihm drehen, doch da packt er mich schon am Kragen, zerrt und wirft mich auf den Boden. Ah, mein Arsch. Ich berühre kurz die rechte Wange und zucke vor Schmerzen zusammen. Aber dafür ist keine Zeit. Er kommt auf mich zu. Ich krabbele zur Wand, drehe mich auf die Seite. Mir ist es egal, wenn ich Blutergüsse an meinem Körper habe, nur nicht im Gesicht. Und er rammt sein Fuß in die Rippen. Ich hätte Schreien können, doch ersticke an ihnen. Noch einmal, dieses Mal knapp unterhalb der Rippen. Ich schnappe nach Luft.

Die Mama kommt rein, schreit ihn an und schubst ihn zur Seite. Sie kommt zu mir. Ihre linke Hand umklammert meinen linken Arm und ihr rechter Arm umschlingt mein Rücken und zieht mich hoch. Sie trägt mich so ins Zimmer und ich löse mich von ihr erst dort ab. Es ist nicht so, als könnte ich nicht gehen, aber das Gefühl, dass sie sich Sorgen macht, gefällt mir irgendwie. Sie will meine Rippen anschauen und zieht mein Tshirt hoch. Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben so schnell auf etwas reagiert. Ich halte ihre Hand und zog es wieder runter. "Schon okay. Hat nicht weh getan." Und ich will wieder, dass sie sich keine Sorgen mehr macht. Ich will einfach, dass sie aus dem Zimmer geht und mich alleine lässt. Ich fühle mich bedroht. Als könnte sie meine Narben entdecken. Die Narben, die ich gemacht habe. Sie stockt für einen Moment. Es ist nichts Neues, dass ich sie aus meinem Zimmer haben will. Sogar mein Zimmer fühlt sich bedroht. Sie kannte es aber. Sie wusste es. Allein sein ist, glaube ich alles, was ich noch in diesem Leben liebe. Sie streichelt Haare aus meinem Gesicht, ich zucke zusammen, aber kann mich noch beherrschen, bevor sie es spürt. "Hast du Hunger? Soll ich dir was bringen?" Sie lächelt. Hätte sie jemals so schön gelächelt? In diesem Augenblick hätte ich sie umarmen können und ihren Armen weinen können.

Doch dann wachte auf. Dienstag morgens, 02:48. Ich schnappte nach Luft und drehte mich auf die Seite. Meine Rippen taten echt weh. Ich sollte zur Physiotherapie gehen, aber ganz ehrlich, ich habe keine Zeit dazu und außerdem will ich nicht. Ich komme so auch klar. Ca. nach drei Stunden, würde sie mich aufwecken. Wie wird sie mich heute ansprechen? Jedes Mal, wenn sie nicht mit Süße oder Liebling oder ähnliches herkommt, schlägt mein Herz automatisch schneller. Dann habe ich das Gefühl, etwas ist passiert, was nicht passieren sollte. Und da sie mich sehr selten auf diese Art und Weise aufweckt, bekomme ich jeden Tag keine Luft in der Früh bis ich das Haus verlasse. Aber das alles Mal bei Seite. Ich dachte nach 2 Minuten schon gar nicht mehr an sie. Meine Gedanken wanderten von ihr zum Vater, dann zur Klasse, zum Stundenplan, zu den Klassenkameraden und blieben schließlich bei ihm stehen. Wenn ich nicht so müde wäre, hätte ich losgeheult oder mich geritzt. Aber Faulheit überwiegte. Da ich aber bemerkte, dass ich Kopfschmerzen bekam, stand ich doch noch auf, schluckte zwei Tabletten hintereinander. Den dritten wollte ich auch schon nehmen, aber die Tabletten gehörten meiner Mutter, also würde sie es bemerken. So verließ ich die Küche und ließ mich ins Bett fallen. Den Zettel mit seiner Schrift in den Händen.

29 Kommentare:

  1. Wer schreibt den bitte noch Briefe ?

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    1. Eigentlich war das so eine Art Notiz. Ein Zettel, worauf etwas stand, was er geschrieben hat.
      Habe eh schon ausgebessert. Tut mir leid.

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    2. Briefe sind toll. Warum hast du denn etwas gegen Briefe? Im Gegensatz zu einer SMS oder Ähnlichem sind sie etwas handfestes und persönliches.

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    3. I hab nix gegen Briefe. Ja sie sein persönlicher aber des ändert nichts an der tatsache das niemand mehr welche schreibt

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    4. Irgendwie klingst du voll nach Leonie

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    5. Hey, ihr süßen, streiten könnt ihr bitte woanders? :D

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    6. Des nehme ich jetzt einfach mal als Beleidigung hin...

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    7. Warum set I überhaupt nach da Leonie klingen

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  2. http://www.youtube.com/watch?v=fSiTlCV53eE&feature=youtube_gdata_player

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  3. Was stand denn auf dem Zettel?

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  4. Du sprichst so oft vom Ritzen... wie sehen denn deine Arme aus, dürfen wir deine Narben mal sehen und den Schmerz mit dir teilen..

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    1. Ja, vielleicht.
      Es ist nur, meine Texte liesen Menschen, die auch in meiner Umgebung sind und die ich jeden Tag sehen muss. Deswegen weiß ich nicht, ob das eine gute Idee wär.

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    2. Nur, wenn sie anhand deiner Texte über deine Gefühle bescheid wissen und sowieso in deiner Umgebung sind, dann müssen sie die doch sowieso schon kennen, oder nicht. Weil so etwas ist ja nicht gerade unaufällig. :(

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    3. Doch, aber trotzdem. Ich sag dir was, diese Texte liest mein KV auch -.- und er bedroht mich, es meinen Eltern zu erzählen. Und wenn er sieht, wie mein Arm ausschaut... Das kann ich nicht riskieren.

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    4. Oh man, achso. :( Das klingt echt übel.
      Nur wenn er die denn ließt, dann weiß er ja, dass da was auf deinen Armen ist, hat er dich noch nie irgendwie darauf angesprochen, oder so?

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    5. Sicher, er zwang mich zum Psychologn zu gehn

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    6. Er ZWANG dich dazu? Aber das kann er doch nicht einfach machen.

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    7. Er wollte es meinen Eltern erzählen, außer ich würde etwas dagegen unternehmen und es lassen. Also schickte er mich zum Psychologen. Stell dir vor, er fuhr mich sogar runter -.-
      Ich meine, es ist ja total nett von ihm, aber dass er mich in eine Situation bringt, wo ich keine andere Wahl mehr habe, ist nicht gerade schön.

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    8. Er hat dich sogar hingefahren, wow. :( Kann mir vorstellen, dass er dich da dann ziemlich zugetextet hat, nicht?
      Warum dürfen deine Eltern das denn nicht wissen? Deine Mutter würde dir bestimmt helfen...
      Haben sie die Narben denn noch nie bemerkt?

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  5. "Und blieben schließlich bei ihm stehen" Hört sich alles sehr danach an, dass dieser er wohl dein bester Freund ist.. doch du mehr für ihn empfindest, als nur Freundschaft..
    Warum sagst du es ihm denn nicht?

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    1. Sie könnte mit "Ihm" den Verfasser der Notiz auch meinen. Ich glaube eher das sie den B.. meint.

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    2. Ich empfinde nicht mehr als Freundschaft für ihn? Was ist denn mit dir falsch gelaufen bitte?

      Und ja, ich meine den B

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    3. Kein Grund gleich bissig zu werden.

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    4. Schau, nur weil du auf B's Seite bist, heißt das schon lange nicht, dass er Recht hat, ja?
      Oh doch ich habe GRÜNDE bissig zu werden!!
      Gehen meine Freunde auf ihn los? NEIN.
      Also lässt mich doch einfach in Ruhe verdammt. Langsam denke ich mir wirklich was falsch mit euch gelaufen ist!

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  6. Komm mal ein bisschen runter!! Nicht aufregen, das ist nicht gut für den blutdruck, einfach ruhig bleiben...

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    1. Dann schreib mir nicht, dann reg ich mich auch nicht auf.

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