Donnerstag, Mai 30

Milliarden von Stücken, das Herz brach.

Mein Atem stockte, ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte oder was zum Sagen war. Ich starrte auf den Tisch und dann auf die Hände, immer und immer wieder wechstelte mein Blick zwischen die zwei. Ganz leise im Hintergrund nahm ich wahr, wie sie mich fragte: "Geht's dir gut?" Ging es mir denn gut? Sie fragte noch mal, ganz leicht lauter, damit ich ihre Stimme mehr wahrnahm; "Geht's dir gut?" "Ja." Meine Stimme klang so unendlich weit weg. Sie zitterte, gleich wie meine Füße. "Weine nicht, ja?" Ich nickte. Mhm. Ich versuche es. Ich konnte mich kaum noch bewegen, meine Füße fühlten sich an, als wären sie Tonnen schwer und es fiel mir einfach nicht leicht, Schritte zu machen. Ich setzte mich hin. Nur nicht weinen, nur nicht weinen. Halt durch, eine Stunde noch, dann hast du Pause. Halt durch. Doch dann, beugte sich Emanuel vor, um mich ins Gesicht zu blicken: "Geht's dir gut? Was ist denn los?" Ich hasste es, wenn Menschen mich danach fragten. Jedes Mal, wenn das passiert, kann ich mich nicht halten. Dann brechen meine Mauern zusammen, als wären sie nur aus Staub und Sand. Und was passierte? Ich weinte nun mal. Er umklammerte mein Schulter und schob mich zurück, um mir ins Gesicht zu blicken. Dabei dankte ich nur Gott, dass ich gelernt habe, stumm zu weinen. Sie sahen mich an. Was sollte ich sagen? Er fragte noch einmal: "Was ist denn los?" "Er hat 'ne Neue." Und ich brach zusammen. Er hat 'ne Neue; dieser Satz brachte in mir mehr um, als ich es je selber geschafft hätte. Alles wurde so still auf einmal, ich spürte wie jeder in mein Gesicht blickte. Dann läutete es zum ersten Mal, Clara stand auf und umarmte mich. Nun schaut her, schon wieder konnte ich mich nicht zusammenreißen. Ich umarmte sie und drückte mein Gesicht gegen ihren rechten Schulter und weinte fester. Wenn sie nicht in die andere Klasse gehen müsste, hätte ich sie ein ganzes Leben lang umarmen können und auf diese Art und Weise auf ihrer Schulter weinen können, doch ich ließ los. Emanuel berührte kurz noch mein Schulter, fuhr kurz durch meine Haare und ging mit ihr mit. Nun saß ich da, vor mir eine rießige Klasse. Noch nie nahm ich mir sie auf diese Art und Weise wahr. Sie war zu lange um ans andere Ende zu gelangen und zu rutschig auf den Füßen stehen zu können. Immernoch flossen Tränen und fanden ihren Weg von den Wangen runter. Dann kam eine andere, seine Schwester, die, die mir zeigte, dass er eine Neue hatte und machte das Gleiche wie die anderen, sie berührte mich und zog mich zu sich. Was sollte ich tun? Ich weinte wieder fester. Ich weiß nicht warum, aber ich empfand sie immer wie meine ältere Schwester. Wie stritten oft, ich kann's nicht leugnen. Aber ich liebte es nunmal, wenn sie mich bei ihr weinen ließ. Dann läutete es zum zweiten Mal und der Lehrer trat rein. Sie schenkte mir noch ein Lächeln und ging auf ihren Platz. Ehrlich gesagt, ich bin echt erstaunt, wie ich diese 5O Minuten noch überlebt habe.

Zwei Stunden Mittagspause.

Zwei Stunden Biologie Labor.

16:06. Ich war zu Hause und lag im Bett. Die Mama kam rein, schaute ob ich Fieber habe. "Du brennst!", sagte sie. Ist mir egal, dachte ich. Mir war kotzübel. Hätte ich was gegessen, hätte ich alles rausgekotzt. Die Mama kam noch einmal rein und reichte mir eine Tablette mit einem Glas Wasser herüber. Ich schluckte sie, ich weinte. Keine Sekunde hörte ich auf. Meine Kopfschmerzen waren heute deutlicher da, als sie es sonst gewesen sind. Ich konnte vor Schmerzen platzen. Im Bett machte ich mich immer noch kleiner und wiederholte immer und immer wieder den gleichen Satz; Er hat 'ne Neue. Er hat 'ne Neue. Er hat 'ne Neue. War es so einfach?

Ich frage mich andauernd, was er sich gedacht hat, als er sie ansah. Wurde ihm nicht der Unterschied zwischen ihr und mir klar?
Sah sie ihn auch mit so viel Liebe an, wie ich?
Bemerkte sie, wenn die Sonne seine Haut berührte auch?
Liebte sie sein Lächeln, oder lächelte er sie auch so an, wie mich?
Kann sie ihn auch so sehr lieben, wie ich?

Tausende von Fragen.
Millionen von Tränen.
Milliarden von Stücken, das Herz brach.
 
Und du sagtest, du würdest immer da sein.
 


2 Kommentare:

  1. Sowas zu hörn ist echt scheiße :/ Was machst du jetzt? Gehts dir gut? :S

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    1. Ich weiß nicht... Ich glaube, ich probiere einfach ihn zu überleben...

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