Montag, Mai 20

Ich liebe es.

Ich werde nass. Rießige Regentropfen berühren meine Haut. Ich bekomme Locken, die ganze Arbeit in der Früh, die Haare zu glätten, war umsonst. Meine Schminke verschmiert sich. Regentropfen verfärben sich schwarz, als sie die Wangen runterläufen. Ich schmecke sie. Ich verliebe mich.
Ich nahm keine Jacke mit, als ich das Haus verließ und auch keinen Regenschirm. Die Schreie der Mutter waren hinter meinen Glasmauern. Ich hörte sie nicht mehr. Sie schrie und schrie, aber ich hörte nichts. Ich flüchtete raus in den Regen. Ich liebte es. Ich liebte und liebte es.
Ich drehe mich im Kreis. Hüpfe hoch und lande auf den Füßen. Noch einmal und noch einmal. Menschen gehen an mir vorbei, sie sind auch nass. Schönheit bedeutet im Moment nichts mehr. Ich kann ich sein, hässlich, fett, mit Locken, verschmiert. Ich kann da sein. Schreien, lachen.. Und Menschen gehen vorbei. Und sie sind gleich hässlich. Unter dem Regen bedeutet Schönheit nichts mehr. Jeder ist gleich. Keiner schaut dem anderen in sein Gesicht. Keiner bewertet den anderen nach seiner Äußerlichkeit, denn er weiß selbst, dass er gleich schlecht ausschaut: Die Haare nass, die Frisur sitzt nicht mehr. Die Schminke verschmiert, das Gesicht nass, kein Makeup mehr sichtbar.
Und ich liebe es. Den Regen. Meine Hässlichkeit, denn jeder hat sie, diese Hässlichkeit. Ich bin gleich wie sie. Ich bin kein Außenseiter mehr. Ich bin da. Ich lache und schreie. Und ich liebe es.

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