Montag, Mai 20

Der Gedanke war so real.

Ich gehe nach Hause, es ist schon dunkel. Die bekannten alten Straßen, wie lange ist es schon her, als ich sie so spät am Abend sah? Ich tippe auf Ewigkeiten. Jeder ist vermutlich schon am Saufen, wie immer Samstagabends, also sind die Straßen fast leer. Ab und zu erhellen Autolichter die Umgebung, doch sekundenschnell überwiegt die Dunkelheit wieder. Ich stecke die Hände in die Jackentaschen, ich bin zu müde, um sie zu tragen. Der Gedanke das Haus zu erreichen und mich ins Bett fallen zu lassen, bereitet mir ein warmes Gefühl im Bauch. Ich fühle wie mein Bauch anfängt zu kribbeln vor lauter Glück und Liebe. Liebe zu meinem Bett. Ich fühle mich echt gut dabei, wenn ich daran denke, dass ich, auch wenn nur für einige Stunden, keinen sehen muss; nichts fühlen kann; alles vergessen und mich davon träumen kann. Oh ja, das ist Glück.
Ich schiebe Steine mit dem Fuß zur Seite, erreiche die Brücke. Inn macht sich breit unter meinen Füßen, kalter Wind platscht mir ins Gesicht. Ich fühle wie meine Wangen sich rot verfärben. Und ganz plötztlich verlangsamen sich meine Schritte. Immer noch langsamer. Bis ich stehen bleibe. Ich lege die Hände auf dem Holz der Brücke und schaue runter. Was tue ich hier? Diese Frage nagt schon sehr lange an meinen Gedanken. Was wenn ich mich fallen lassen würde? Würde irgendjemand sich Sorgen um mich machen? Um diesen Miststück? Ich klammere mich immer fester an dem Holz. Schiefern schneiden sich in meine Hände. Winzige Bluttropfen. Meine Knochen treten hervor. Der Gedanke zu springen ist so real da.

Piiiiieeeep. Ein Auto reißt mich zurück. Ich stolpere, aber bleibe dennoch auf den Füßen. Und ganz unbewusst, als hätte ich nicht gerade den Gedanken gehabt zu sterben, gehe ich weiter. Andere Sachen lenken mich ab. Eine Zigarette war jetzt gut. Eigentlich rauche ich nicht, ich habe es noch nie probiert. Aber der Gedanke zu rauchen gefällt mir. Dennoch fange ich nicht an. Ich glaube, mir würde eh das Geld dafür fehlen. Besoffene Leute lenken mich auch ab. Der Gedanke, dass sie mich anmachen konnten, nervt. Nicht dass ich Angst hätte oder so, nur mir fehlt die Kraft, um mit ihnen herum zu diskutieren. Der Wind lenkt mich ab. Das Rauschen der Blätter. Ein Kätzchen miaut mich an. Mein Atem. Meine Schritte. Alles auf einmal so laut.

Doch dann, dann drücke ich den Türgriff runter und alles, was mich ablenkte, verschwindet. Nun konzentriere ich mich auf mein Bett und wie ich dort hin gelange, ohne die Mama aufzuwecken. Ich will sie um diese Uhrzeit nicht hören. Ich will ins Bett. Sofort. Ich bin so müde.

6 Kommentare:

  1. Ich frage mich ob du irgendwann auf die Frage wie es dir Geht mir ehrlich antworten wirst. Aber vieleicht sollte erst ich ehrlich antworten...

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  2. Weißt du, manchmal denke ich mir, selbst wenn ich es wollte, konnte ich gar nicht, glaube ich. Ich würde die richtigen Worte nicht treffen. Ich habe mich daran so gewohnt, immer auf diese Frage zu lügen, dass ich selbst, wenn ich wollte, nicht anders konnte.

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    1. Ich wollte mit dich eigentlich schon darauf ansprechen aber bis jetzt waren immer Leute dabei.

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    2. Ich weiß nicht, was ich dir erzählen sollte. Oder was du genau willst.

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    3. Vieleicht möchte ich einfach mit jemand reden der mich versteht, sorry war blöd des online zu schreiben vergiss es oanfach

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  3. nein, das passt schon.
    ich höre dir gerne zu.

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