Dienstag, April 16

Menschen.

Und sonst noch etwas, was ich vielleicht wissen sollte?
Ähm, ja.. Ich, ich ritze mich..
Ich weiß.

Hah, wie dumm das nur klang. Ich ritze mich, wow. Wie gewohnt ich daran bin, aber wie seltsam das eigentlich war. Ich ritze mich, hmm. Ich dachte mir eigentlich, sie würde nach dem Grund fragen, quasi Machst du das, weil es dir besser geht? oder Fühlst du dich dann besser? Aber stattdessen sagte sie einfach, dass sie es wusste. Ihre Worte hallen jetzt noch nach.
Naja, was soll's? Ich sagte ausnahmsweise Mal irgendwie die Wahrheit. War doch mir egal, was sie dabei dachte. Ich kannte sie gar nicht, ich kenne sie immer noch nicht. Wenn man mich nach ihrem Namen fragen würde, hätte ich keine Ahnung. Sie war aber hübsch; blaue Augen, blonde Haare, nicht allzu groß, aber dafür süß. Sie hatte eine wirksame Stimme, irgendwie beruhigend, als könnte sie damit alles und jeden vergessen lassen und gleichzeitig könnte sie damit auch sämtliche Erinnerungen aufrufen.

Die letzte Frage lautete: Gibt es irgendetwas, wo du meinst, es könnte dir helfen?
Ich lachte. Diese Frage kam mir dämlich vor. Obwohl ich die Antwort auf jeden Fall wusste, dachte ich nach. Ich wollte wirklich wissen, zum ersten Mal seit Ewigkeiten, wollte ich nachdenken. Hätte doch sein können, dass ich den Schlussstrich immer zu schnell zog. Und auf einmal stockte mir mein Atem. Sie merkte es nicht. Keiner hat es jemals bemerkt. Irgendwie kam die Antwort zu schnell. Das Leben schlug sie mir eiskalt ins Gesicht und keiner, wirklich gar keiner konnte so fest zuschlagen wie das Leben. Eigentlich wollte ich gar keine Gefühle zeigen, doch diese Antwort füllte einfach meine Augen und ich, ich starte und schüttelte den Kopf. War eigentlich so klar. Es war falsch nachzudenken.

Sie sagte mir, ich konnte zu dieser Frau gehen, was war nochmal ihr Name? Gollner? Zumindest irgendetwas mit G. Wir verabschiedeten uns. Als ich endlich aus dem Zimmer raus war und zu hören bekam, wie die Tür hinter mir zufiel, spürte ich wie meine Knie weich wurden. Mit zwei langen Schritten erreichte ich die Treppe und ließ mich auf die erste Stufe fallen. Fehler. Irgendetwas schrie in meinem Hinterkopf, Fehler. Ich sah auf meine Hände, ich hätte ihr auch sagen sollen, dass ich kurz davor bin durchzudrehen. Ich hätte ihr sagen sollen, dass ich mir jede Sekunde Blut auf den Händen wünsche; mein eigenes. Ich hätte ihr sagen sollen, dass es mir langsam gefällt, die Schmerzen zu spüren. Oder doch nicht?

Ist dir eigentlich aufgefallen, dass ich nie erzähle, was mir zugestoßen ist? Ist dir eigentlich aufgefallen, dass du mich gar nicht kennst? Ich sag es dir, mein Lieber, ich habe so viele Seiten, die passen sich einfach der Situation an. Obwohl ich gar nicht aus diesen Seiten bestehe. Eigentlich bin ich ein ganz anderer Mensch. Und ich hoffe so sehr, dass er nicht verloren geht, indem ich ihn vor euch verstecke. Denn ich weiß, jeder einzelne von euch würde alles geben, um ihn zu zerstören. Ihr würdet ihn belügen, betrügen, missbrauchen. Ich hoffe, keiner von euch wird ihn jemals entdecken. Denn ich weiß, diese Menschheit würde ihn zerstören.


- Wenn ich irgendwas anderes wäre und trotzdem denken konnte, würde ich jedem Mensch ins Gesicht spucken. Und wenn jeder Mensch wirklich denken und der Wahrheit in die Augen blicken konnte, würde er sich schämen, weil er zu den Menschen gehört.

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