Samstag, Februar 16

Tagebuch einer Ritzerin, Tag 4

War das nur ein Traum oder doch die Wahrheit?
Hab ich das erlebt oder war das nur in dieser Welt real, zu der ich flüchte, wenn ich mich in der wirklichen Welt verliere?
Sag du's mir.
 

Ich fühle mich verloren zwischen dieser Menschenmenge. Allein. Unwichtig. Untergegangen. und verdammt fremd. Es ist als wäre ich kein Teil von ihnen, als würde ich nicht dazu gehören. Sogar mein eigener Körper fühlt sich fremd an. Ich fühle mich krank darin. Ich fühle mich gehasst von meiner eigenen Seele. Ich kann mich nicht mehr zwischen diesen Menschen finden. Ich bin verschwunden, existiere nur mehr verschwommen in meinen Erinnerungen. Ich weiß nicht mehr wer ich sein soll. Ich weiß nicht als wen ich mich nun ausgeben soll. Meine Auswege mein echtes Ich zu verstecken gehen zu Grunde. Doch da ist auch kein wahres Ich mehr zu finden. Hinter dieser Maske ist kein wahrer Teil von mir übrig geblieben. Ich erkenne mich nicht mehr in dieser Menschenversammlung. Ich weiß, da bin ich. Dieses Mädchen, das gerade versucht zu lächeln und mitzureden. Doch wo bin ich wirklich? Wo existiere ich wirklich? Wo und wann werde ich anfangen zu leben? Verstecke ich mich hinter den Tränen oder bin ich hinter diesen Narben verloren gegangen? Ich halte es hier nicht mehr aus. und ich laufe los. Die Luft ist kühl, doch der Regen schlägt hart auf mich ein und Wege verbrennen unter meinen Füßen. Immernoch sehe ich kein gutes Ende. Nirgendwo. Und sie lachen, wenn ich falle. Sie lachen, wenn ich weine. Ich bin allein mit mir selbst und das macht mir Angst, dieses hässliches, ekeliges Monster in mir macht mir Angst. Was wenn es wieder aufwachén sollte? Ich sehe keinen Ausweg, der mich von ihm befreien konnte. Ich habe Wälder vor den Augen, sie machen sich dort breit, dunkel und hässlich. Hinter meinem Rücken ist es heller, doch da ist nur Eis und auch wenn es anders wäre, ich würde nicht zurückdrehen, denn ich habe Angst nach Hause zu kommen, wie stark mich auch all das hier zerreißt. Ich wähle den dunklen Weg, er fühlt sich hart unter meinen nackten Füßen an, die anfangen zu bluten. Sie werden von Steinen aufgeschlitzt, sie werden durchlöchert von den winzigen Astteilen auf dem Boden und da kommt der Regen wieder, wie glühende Kohle prasselt er auf meine Haut und verlässt verbrannte Narben. Ich versuche mich mit den Händen abzuschirmen, doch sie durchlöchern meine Hände ebenfalls. Ich sehe nur Blut. Überall ist nur Blut.

und da wache ich auf, irgendetwas hat mich wieder zum Leben geholt, irgendein Lärm (es waren meine eigenen Schreie), irgendein Schmerz, hat mich wieder zum Leben erweckt. und da sitze ich, mit blutverschmierten Händen, die Klinge in der rechten Hand. Ich fühle die warmen Tränen im Gesicht und sehe sie in das Blut reintropfen. Der Lärm davon hallt endlos nach. Ich bin verloren. Ich bin krank. Ich bin leer und verdammt kalt. und hab keinen Ausweg. Ich sterbe und .. wenn jemand fragen sollte ..

"Es geht mir gut."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen