Mittwoch, Januar 21

Verlassen hast du mich, losgelassen.

Ich habe Tag und Nacht Gedichte an dich geschrieben. Blöcke, von denen du noch nie gehört hast, mit deinem Namen gefüllt. Sachen gezeichnet, Tattoos entworfen, nur mit dem Gedanken an dich. Jemand schrieb mal, er sah mich in seinen Zeilen. Diese Zeilen erinnern mich an dich, denn das tue ich in meinen Zeilen. Ich habe Gedichte mit der Farbe Blau geschrieben, weil ich nicht wusste, ob du schwarz magst oder nicht. Ich habe versucht Leben in meine miserable Seele hinein zu quetschen, damit du dich nicht all zu sehr für mich schämen musst. Jetzt schau uns an. Wir sind nur mehr zwei Fremde mit Erinnerungen aneinander. Wir überlegen bei jedem Wort, das wir sagen. Sprechen sie leise aus, überhörbar. Haben Angst, wieder und wieder das Falsche zu machen. Denn mehr Fehler werden wir nicht mehr ertragen. Wenn ich schreie, dann schreist du zurück, bis deine Lungen sich anfühlen, als würdest du ihre Teile rauskotzen. Wenn ich es falsch mache, machst du es nicht mehr richtig. Und wir können uns nicht mal mehr ansehen. Wir liegen nachts im Bett und können nicht mehr mit dem Gedanken an den anderen einschlafen. Wenn wir uns vorstellen, dass wir beieinander liegen, berühren wir uns nicht mehr, wir sehen uns an, dann steht einer und geht. Keiner hat die Kraft mehr zu bleiben. Es tut mehr weh miteinander zu schreiben, als sehnsüchtig auf den anderen zu warten. So weit ist es also schon gekommen.
Ich weiß nicht, war nie gut in Abschiede. Keine Expertin von guten Lügen, nie ein schönes Wort für Leb Wohl gefunden. Aber eine Meisterin in Streiten, im Verletzen. Und es fängt wieder an, ich spüre es, es ist wirklich wieder soweit. Ich verliere den Nächsten, hoff den Letzten. Denn wenn ich anfange, Musik zu wechseln, weil nichts außer dieser Stille zu der Leere im Herz passt, dann weiß ich, irgendetwas ist falsch. Und ich habe Angst, die Kopfhörer aus den Ohren rauszunehmen, denn die Stille ist heute wieder einmal zu laut eben. Ich kann nicht gehen und wenn du gehen willst, dann lass ich dich auch nicht gehen. Vielleicht sollte das hier eine Entschuldigung dafür sein, für das, wie lange ich nicht loslassen kann. Obwohl ich mich nicht elender fühlen könnte, hah, ein Geliebter, der nur wegen seiner Mitleid noch bleibt. Das tut weh. Wenn ich die Augen schließe, dann sticht es heftiger. Ich verliere meine Stimme und auch noch die Kontrolle. Verlassen hast du mich. Losgelassen. Nur mehr diese Mitleid in deinen Augen. Für immer ist nun ein Wort, das nur mehr weh tut.


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