Donnerstag, Juni 20

Wie ich die Gedanken übertöne.

Da liege ich schon wieder und starre auf die Decke. Die Welt scheint unfair zu sein. Die ständige Angst, etwas Schreckliches konnte passieren, ist der Grund, warum mir so kotzübel ist. Ich bin traurig und wenn jemand nach dem Grund fragen würde, wüsste ich es nicht. Der Druck quetscht mich ein und ich fühle mich als wäre ich unfähig etwas zu tun. Ich bin so d u r c h e i n a n d e r, dass ich kaum noch klar denken kann. Meine Stimmungsschwankungen machen mich fertig und ich habe das Gefühl, ich verändere mich. Ich werde schneller aggressiv und unsympathisch. Ich konnte jede Sekunde etwas umhauen und um mich herumschlagen. Ich hasse mich.

Da ich am Dienstag wieder bei meiner Schulpsychologin war, erzählte ich ihr das auch. Ich erzählte ihr, dass ich diese neue Cassi noch mehr hasse, als die alte. "Ich will nicht so aggressiv sein. Ich habe das Gefühl, die Menschen in meiner Umgebung fangen an mich zu hassen. Ich will das nicht. Ich will wieder die Alte sein." Das Monster in mir entwickelt sich und je größer es wird, je mehr dessen Kraft überwiegt, desto mehr verändere ich mich. Desto mehr hasse ich mich.

Meine Aufgabe ist es bis nächstes Mal, in dem Fall bis Montag, eine Liste zu machen: Sachen, die mich glücklich gemacht haben.
Ich habe schon angefangen. Bzw. bin ich schon fertig:


Sachen, die mich glücklich gemacht haben!
 
Das Wetter. Die Sonne. Ich mochte es zu schwimmen. Ich liebte das Gefühl, wie das kalte Wasser bei dieser Hitze meine Haut berührte. Ich liebte Sonnenbrillen. Wie Strahlen durch das Glas durchdrangen und ich die Welt durch die verfärbte Brille viel gesättigter sah. Ich mochte Hotpants und Tops miteinander zu kombinieren und sie der Welt zu zeigen. Ich mochte den Geruch der Gräser, wenn die Sonne schien und die kunterbunte Blumen am Straßenrand.
 
Freunde. Ich unternahm gern etwas mit Freunden. Ich lachte gerne und konnte wirklich aufgedreht sein. Ich mochte es die Welt mit anderen Menschen zu teilen. Egal, ob meine Meinung sie interessierten oder nicht, ich kam mir wichtig vor. So wichtig, dass ich sie einfach zuhören ließ. Die Musik klang anders mit ihnen. Man konzentrierte sich auf dem Beat und nicht auf den Text. Die Lieder klangen einfach viel besser, wie sagt man so schön, sie klangen viel partymäßiger (?).
 
Reden. Ich liebte es zu reden. Ich konnte durchgehend reden und mir würde nie langweilig davon. Meine Worte mussten nicht Sinn ergeben. Aber man hörte mir zu. Denn ich war glücklich. Ich lachte und lebte. Ich war da.
 
Shoppen. Ich freute mich auf neue Sachen. Alles passte mir. Alles sah gut aus. Alles sah perfekt aus.
 
Eigentlich machten mich die kleinsten Sachen glücklich. Oder sagen wir mal so, ich war immer glücklich. Ich war ein glückliches Mädchen und nichts konnte mir mein Tag versauen. Ich konnte aus allem was besseres machen. Mir machte alles Spaß. Damals war ich einfach glücklich, also brauchte ich gar nichts mehr. Alles war viel leichter, mich zog nichts runter.
 
Die Sachen, die ich oben aufgezählt habe, machen mich nun überhaupt nicht mehr glücklich.
Ich meine ich hasse den Sommer. Ich würde nie freiwillig schwimmen gehen und jedem diesen Fettklotzen zeigen. Mir stehen Sonnenbrillen nicht und Hotpants kommen nicht wirklich so in Frage.
Ich mag meine Freunde. Ich mag es auch mit ihnen Zeit zu verbringen. Aber ich mag meine Meinung nicht, die ist sowieso immer falsch und dass ich für irgendeinen wichtig wäre, damit er mir zuhören konnte? Seid nicht lächerlich. Und die Musik... Die Musik existiert nur mehr zwischen unendlichen, grauen Tönen.
Ich hasse es zu reden. Ich komme mir vor, als würde ich gleich anfangen zu stottern und jeder würde mich auslachen. Oder als würde ich sie nach der ersten Sekunde langweiligen. Ich bin lieber still, als mich zu blamieren.
Shoppen ist, glaube ich nun mal, ein großes Problem. Nicht, als würde ich es nicht mögen. Aber da sind immer so viele Mädchen rundherum und wenn ich mir etwas in die Hand nehme, stelle ich es auf ihnen vor und komme darauf, dass sie viel besser darin aussehen würden als ich. Und lege so gut wie möglich, alles wieder zurück.
 
 
Sachen, die mich jetzt glücklich machen!
 
Am Anfang wollte ich Musik schreiben, stimmt aber nicht wirklich. Musik kann beruhigen, Stress abbauen und hilft die Welt auszuschalten. Die Zeit vergeht besser. Hast du jemals das Gefühl gehabt, die Stille wäre zu laut, nicht mehr auszuhalten? Ich habe das Gefühl sehr oft. Als würde die Stille so laut und schwer sein, dass sie sogar dich niederdrückt. Ich glaube, ich reagiere phobisch auf Stille, ist das möglich?
 
Lesen beruhigt mich auch und das Beste ist, ich kann beim Lesen eine andere sein. Dann sehe ich alles, wie es jenes Mädchen/jene Frau im Buch sieht. Ich lebe Hunderte von Leben und kann dabei das reale vergessen. So gesagt, kann ich mich davon träumen. Weg von der Realität.
 
Ich mag es auch in der Sonne zu liegen, aber nur wenn ich alleine bin. Unter der Sonne kann die Welt anders ausschauen. Die Welt kann irgendwie schön ausschauen; hell, voller Liebe.. Obwohl sie das gar nicht ist. Aber ich mag es, mir von der Sonne etwas vortäuschen zu lassen.
 
Am Inn zu sitzen. Ich wäre lieber am Meer oder so, aber der Fluss reicht mir auch schon. Das Rauschen davon kann alles übertönen und die Welt verschwommen zurücklassen. Hast du jemals das Gefühl gehabt, du konntest ertrinken, obwohl du dich nicht im Wasser befindest? Ich schon, sehr oft, zu oft. Ich weiß, es klingt abnormal, wenn ich das so sage, aber ich würde gerne auf diese Art und Weise sterben, im Wasser ertrinken. Denn, unter dem Wasser hörst du nichts, du nimmst nichts wahr. Und genau so will ich sterben, ich will spüren, wie das Wasser die Kontrolle über meine Lungen übernimmt und es anfangt zu brennen. Statt dem normalen Schmerz, den Schmerz, der vom Wasser ausgelöst wird spüren... Ich glaube, das konnte ich ertragen.
 
Gitarre. Damit kann ich selber Töne erschaffen, die mich davon tragen. Die mich aus diesem Leben hinauszerren in eine andere, in eine bessere. Das gleiche giltet auch für Fotographie oder Zeichen. Sie beschäftigen dich so sehr, dass du alles rundherum vergisst. Du erschaffst was und musst es keinem zeigen, mit keinem teilen. Du erschaffst Momente, die nur dir gehören, die nur du gestalten kannst und auch nur du zerstören kannst.
 
Und anderen Menschen zuhören. Einem zu helfen. Das, was ich brauche anderen zu geben. Mitzufühlen. Ich kann Menschen, die Schmerzen haben, verstehen. Und ich mag es mich mit ihren Problemen zu beschäftigen und meine zu vergessen.
 
Schlafen. Die Welt vergessen.
 
Der Überschrift von diesem Text war falsch. Das sind nicht die Sachen, die mich jetzt glücklich machen. Das sind die Sachen, die die Welt für mich ausschalten. Ich werde nicht glücklich dadurch. Sie übertönen nur Gedanken und Gefühle.
 
 
 

12 Kommentare:

  1. Und was macht dich glücklich?

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    1. Ein einziger Mensch. Der, den ich liebe. Der, den ich vergöttere. Der, den ich zurückgewonnen habe.

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    2. Liebe. Etwas unglaublich schönes wenn man den/die Richtige/n hat. Es freut mich echt sehr das du ihn wieder hast. Bleibt glücklich und macht kein Unsinn. Ihr seid für einander bestimmt.

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    3. Ich mag wie du das so sagst. Danke.

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    4. Bitte. Aber vergiss nie, eine Beziehung kann nur richtig laufen wenn BEIDE bereit sind dafür auch zu kämpfen.

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    5. Dann hoffe ich nur, dass wir das beide sind.

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  2. Was sollte denn passieren?

    Und wie seit ihr wieder zusammengekommen? :)

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    1. Ich weiß nicht..

      O gott, das dauert soo lange bis ich das fertig erzähle :)

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    2. Schreib mal, schreib. :)

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    3. Naja, wir wollten eigentlich, dass es irgendwie inoffiziel blieb.. weil sonst zerstört jeder unsere Beziehung.

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    4. So ein Blödsinn

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    5. Nein, das stimmt wirklich.

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